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Interventionen in der Beruflichen Orientierung: Empirische Evidenz zur Wirkung auf Bildungs- und Berufsaspirationen von Schüler/-innen vor dem Hintergrund sozialer Kontexte

Eva Böhle

Bildungs- und Berufswahlentscheidungen unterliegen vielen Einflussfaktoren, die neben individuellen Interessen und Fähigkeiten auch das soziale Umfeld umfassen. So hat bisherige Forschung gezeigt, dass unter anderem der sozio-ökonomische Hintergrund, die Erwartungen von Eltern, die Peergroup und soziale Normen Bildungs- und Berufsaspirationen junger Menschen beeinflussen können. Darüber hinaus können stereotype Vorstellungen über Berufe und Personen, die diese Berufe ausüben, das Berufswahlspektrum einschränken. Um die komplexe Aufgabe des Übergangs von der Schule in die Arbeitswelt inmitten solcher sozialen Kontexte erfolgreich bewältigen zu können, ist es wichtig, Schüler/-innen bei einer selbstbestimmten und reflektierten Berufswahl zu unterstützen. Auf diese Weise könnten beispielsweise vorzeitige Beendigungen von Berufsausbildungen reduziert werden. Zusätzlich ist es gerade in Zeiten des demographischen Wandels mit zunehmendem Fachkräftemangel besonders wichtig, Passungsproblemen auf dem Ausbildungsmarkt beim Zusammenführen von offenen Ausbildungsplätzen und Bewerber/-innen mit Berufsorientierungsangeboten entgegenzuwirken, die das Berufswahlspektrum von Jugendlichen ausweiten.

Obwohl bereits eine Vielzahl an Angeboten zur beruflichen Orientierung in und außerhalb der Schule eingesetzt werden, existieren nur wenige evidenzbasierte Studien zu den Wirkungen und Effekten solcher Angebote. Darüber hinaus fokussieren die Angebote häufig auf eine Passung mit den individuellen Interessen und Fähigkeiten und berücksichtigen dabei das individuelle Bedürfnis nach Anerkennung im sozialen Umfeld bei der Berufswahl nicht ausreichend. Daher trägt dieses Promotionsvorhaben dazu bei, diese Forschungslücke zu füllen und einen erklärenden Beitrag zu den Wirkungen, Möglichkeiten und Grenzen von Interventionen in der beruflichen Orientierung von Jugendlichen zu liefern. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, welchen Einfluss Interventionen in der beruflichen Orientierung auf die Bildungs- und Berufsaspirationen von Jugendlichen haben können, vor dem Hintergrund der sozialen Kontexte, in die Jugendliche eingebettet sind.

Die empirische Grundlage zur Beantwortung dieser Frage bilden zwei quasi-experimentelle Interventionsstudien im Rahmen der BIBB-TUDa-Berufsorientierungsstudie : (1) der Besuch von beruflichen Rollenmodellen an Schulen und (2) ein Reflexionsworkshop zu den (teils unbewussten) Logiken der Berufswahl. Zusätzlich wird aufbauend auf der BIBB-TUDa-Berufsorientierungsstudie eine dritte Intervention im Schulkontext entwickelt und evaluiert. Diese soll mittels eines digitalen Formats und einer anschließenden Reflexionsphase im Klassenraum das Bedürfnis nach sozialer Anerkennung in der Berufswahl und mögliche stereotype Vorstellungen über Berufe und Berufsinhaber/-innen aufgreifen.