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onBoard – Berufliche Orientierung anerkennungssensibel und digital gestalten

Im Forschungsprojekt onBoard wird ein digitales Spiel zur beruflichen Orientierung (BO) entwickelt und im Rahmen einer Interventionsstudie evaluiert. Ziel ist, Jugendliche in einer reflektierten und selbstbestimmten Berufswahl zu unterstützen. Dabei setzt das digitale Format an den beruflichen Vorstellungen junger Menschen an und greift auf berufliche Rollenmodelle und Reflexionsprozesse zurück. Das BO-Format wird in einer quasi-experimentellen Interventionsstudie im Schulkontext evaluiert. Die Ergebnisse fließen in die Weiterentwicklung einer evidenzbasierten BO-Praxis ein.

5 Kacheln mit Themen zur Berufsorientierung schweben vor einem Zimmer

Was machen wir und warum?

Die beruflichen Aspirationen konzentrieren sich bei einem Großteil der Jugendlichen auf wenige Berufe und zeichnen sich zumeist durch ein hohes Prestige und eine ausgeprägte Geschlechtstypik aus (z.B. Mann, 2020). Auch wenn Berufe zu den eigenen beruflichen Interessen passen, werden sie im Berufswahlprozess eher  ausgeschlossen, z.B. weil sie eine geringe Projektionsfläche für die eigene soziale Identität bieten und Jugendliche mit diesen Berufen eine geringe soziale Anerkennung verbinden (Matthes, 2019).

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, inwieweit Ansätze der beruflichen Orientierung dazu beitragen können, das berufliche Aspirationsspektrum junger Menschen auszuweiten und Jugendliche in einer selbstbestimmteren und reflektierteren Berufswahl zu stärken. Das Vorhaben stützt sich auf von der OECD identifizierte Kriterien für eine langfristig erfolgreiche Berufswahl („Teenage Career Readiness“, OECD 2021). Dazu wird ein BO-Format entwickelt, das den Kontakt zu Rollenmodellen aus der Arbeitswelt auf der einen Seite und Reflexionen über die eigenen beruflichen Wünsche und Vorstellungen auf der anderen Seite aufgreift. Die Entwicklung des BO-Formats erfolgt dabei theoriegeleitet und unter Berücksichtigung einschlägiger Berufswahltheorien (Ziegler, 2023).

Ein zentrales Ziel des Forschungsprojekts ist zu untersuchen, wie das BO-Format Schülerinnen und Schüler in ihrem Berufsorientierungsprozess unterstützen kann. Dazu wird eine quasi-experimentelle Interventionsstudie durchgeführt. Mit dem Forschungsdesign soll auch dem Mangel an BO-Ansätzen, welche robuste Aussagen zu deren Wirksamkeit zulassen (z.B. Whiston et al., 2017), abgeholfen werden.

OECD (2021), “Indicators of teenage career readiness: Guidance for policy makers”, OECD Education Policy Perspectives, No. 43, OECD Publishing, Paris,

https://doi.org/10.1787/6a80e0cc-en.

Whiston, S. C., Li, Y., Mitts, N. G., & Wright, L. (2017). Effectiveness of career choice interventions: A meta-analytic replication and extension. Journal of Vocational Behavior, 100, 175–184.

https://doi.org/10.1016/j.jvb.2017.03.010

Ziegler, B.: Implizite und explizite Theoriebezüge in Maßnahmen zur Berufsorientierung. In: BWP 52 (2023) 2, S. 13-17. URL:

https://www.bwp-zeitschrift.de/dienst/publikationen/de/18646

Entwicklung eines anerkennungssensiblen Formats zur Beruflichen Orientierung (BO)

onBoard setzt an den Erfahrungswelten von Jugendlichen und ihrer digital geprägten Identifikationskultur an: Es wird ein digitales Format zur beruflichen Orientierung entwickelt, welches im Klassenkontext erprobt und evaluiert wird. Dabei wird an zwei anerkennungssensible Präsenzangebote angeknüpft, die in der BIBB-TUDa-Berufsorientierungsstudie untersucht werden.  In dem Angebot können Schülerinnen und Schüler spielerisch ihre eigenen beruflichen Aspirationen und Vorstellungen reflektieren und sich individuell mit digitalen beruflichen Rollenmodellen auseinandersetzen.

BIBB-TUDa-Berufsorientierungsstudie

Der Einsatz junger Menschen, die als berufliche Rollenmodelle im digitalen Raum einen realistischen Einblick in ihre (Ausbildungs-)Berufe geben, soll Jugendliche implizit dabei unterstützen, …

  • … das Wissen über Berufe auszuweiten, indem bekannte und unbekannte Berufe neu entdeckt werden.
  • … berufliche Stereotype aufzubrechen und sich ein realistisches Bild von Berufen zu machen.
  • … Identifikationspotenziale zu erschließen, indem berufliche Rollenmodelle nicht nur einen Einblick in ihren Beruf geben, sondern auch als Personen nahbar werden.
  • … das eigene Vertrauen in die eigenen beruflichen Fähigkeiten und Möglichkeiten zu stärken (Berufliche Selbstwirksamkeit).

Aufbauend auf den Rollenmodellen sollen Reflexionsprozesse im digitalen Raum angestoßen und in einer Präsenzphase im Klassenkontext vertieft werden. Dabei sollen sich die Jugendlichen explizit mit ihren (möglicherweise stereotypen) Vorstellungen über Berufe auseinandersetzen. Die Reflexionsprozesse haben zum Ziel, …

  • … sich den eigenen Vorstellungen über Berufe und Berufsinhaber bewusst zu werden.
  • … die eigenen Vorstellungen mit den gelebten Realitäten der vorgestellten beruflichen Rollenmodelle abzugleichen.
  • … eine kritische Auseinandersetzung über eigene und gesellschaftliche Stereotype anzuregen (z.B. hinsichtlich Geschlecht und Prestige).
  • … Reflexionen über die eigenen beruflichen Ziele, Vorstellungen, Werte und Bedürfnisse zu initiieren bzw. vertiefen.

Evaluation im Rahmen einer Interventionsstudie

Ablauf der Erhebungstage von der Vergleichsgruppe und der Treatmentgruppe

Um zu untersuchen, inwieweit das BO-Format diese Ziele erreicht und junge Menschen in ihrer Berufswahl unterstützen kann, wird eine quasi-experimentelle Interventionsstudie durchgeführt. Zielgruppe sind Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 9 an Gesamt- und Realschulen in NRW. Sie werden in der Schulklasse vor und nach dem Einsatz des BO-Formats mit standardisierten Fragebögen befragt. Thema ist, wie die Jugendlichen das berufliche Orientierungsangebot erlebt haben und einschätzen. Gleichzeitig wird untersucht, inwieweit sich die Berufskonzepte der Jugendlichen verändert haben und onBoard dazu beiträgt, Jugendliche bei einer selbstbestimmteren und reflektierteren Berufswahl zu unterstützen.

onBoaRD Berufliche Orientierung anerkennungssensibel und digital gestalten

BÖR, Nicolai; BÖHLE, Eva; GRANATO, Mona; BECKMANN, Janina | Bonn, 30.08.2024

Posterpräsentation auf dem Internen Marktplatz „Transformation und Digitalisierung“ des Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB).

onBoaRD Berufliche Orientierung anerkennungssensibel und digital gestalten – Vorstellung des inhaltlichen Konzepts

VOGT, Sabrina; BECKMANN, Janina | Online-Veranstaltung , 08.10.2024

Vorstellung des inhaltlichen Konzepts. Vortrag im Rahmen eines Feedbackgesprächs mit Expert*innen der Beruflichen Orientierung.