Der Zusammenhang zwischen Bildung, Arbeit und Betrieb ist seit den 1970er Jahren Gegenstand sozialwissenschaftlicher Forschung. Diese Forschungsarbeiten beschäftigen sich insbesondere mit dem sozioökonomischen Strukturwandel und den technologischen Entwicklungen, die in den vergangenen Jahrzehnten zu tiefgreifenden Umbrüchen in Arbeit, Qualifikation und Beschäftigung geführt haben. Diese Entwicklungen bedingen eine wechselseitige Veränderung der Arbeits- und Betriebsorganisation sowie der Arbeits-, Qualifikations- und Kompetenzanforderungen und der Muster betrieblicher Rekrutierung von Fach- und Arbeitskräften. Der Betrieb als Ort kontinuierlicher Qualifizierungs- und Kompetenzentwicklung gewinnt infolge des damals beginnenden Strukturwandels immer stärker an Bedeutung (vgl. Baethge & Baethge-Kinsky 1998).
Eine bedeutende Rolle in dieser Entwicklung spielte das Ende der 1960er Jahre verabschiedete Berufsbildungsgesetz (BBiG), dass die duale Berufsausbildung bundesweit institutionalisierte. Dieses Gesetz sollte – ebenso wie der allgemeine Ausbau der Bildungsinstitutionen in den 1970er Jahren – zu mehr Bildungsgerechtigkeit und Inklusion beitragen. Parallel dazu richtete das Regierungsprogramm „Humanisierung der Arbeit“ (HdA) den Fokus auf Aus- und Weiterbildung, Partizipation und demokratische Bildung, um sowohl den sich wandelnden Anforderungen des Arbeitsmarktes als auch den gesellschaftlichen Veränderungen zu begegnen. In den 1990er und 2000er Jahren prägten zahlreiche Initiativen und eine intensive öffentliche Debatte im Kontext der „Informationsgesellschaft“ bzw. „Wissensgesellschaft“ den Diskurs. Diese Diskussionen thematisierten insbesondere die Herausforderungen an Bildung, Qualifikation und Kompetenzen (vgl. z.B. Bell 1973; Nora et al. 1979; Castells 1999; Baukrowitz et al. 2006; Dietzen et al. 2015). Die Debatten spiegelten sich teilweise in den Diskursen zum Kompetenzkonzept in beruflicher und allgemeiner Bildung wider, wobei die veränderte Bedeutung von Erfahrungswissen und theoretischem Wissen sowie das Konzept des “Lebenslangen Lernens" im Mittelpunkt standen.
Zugleich stellen die aktuell auf gesellschaftlicher und betrieblicher Ebene stattfindenden Transformationsprozesse nochmals ganz neue Herausforderungen dar. Dazu zählen u.a. gesellschaftliche Entwicklungen hin zu einer digitalisierten Arbeits- und Wissensgesellschaft, der Green Economy und den Bedingungen globaler Marktbeziehungen. Auf betrieblicher Ebene manifestieren sich diese Herausforderungen beispielsweise im Wandel von Unternehmensstrukturen, dem demografisch bedingten Fachkräftemangel, aber auch in neuen Managementkonzepten, einer zunehmenden Entgrenzung von Arbeit oder veränderten Organisationsstrukturen.
Aktuelle Befunde sozialwissenschaftlicher Analysen in diesem Themenkomplex beziehen sich auf veränderte Anforderungen an Beschäftigte und wiederum deren veränderte Ansprüche an berufliche Aufgaben und individuelle Entwicklungschancen in und durch die Arbeit. Studienergebnisse zum Strukturwandel von Berufs- und Arbeitsmärkten weisen zum Teil auf polarisierende Effekte für Beschäftigte hin. Sie bestätigen einerseits den Trend einer gestiegenen Nachfrage nach akademisch geprägten Qualifikationen, Kompetenzen und Fachkräften. Andererseits weisen sie auch auf eine mögliche Substitution der Aufgaben von Beschäftigten mit geringeren formalen Qualifikationen und beruflich geprägten Bildungswegen hin.
Beitragsangebote
Einreichungsschluss für Beitragsangebote ist der 16. April 2025.
Bitte reichen Sie einen Abstract (max. 500 Wörter, Literaturangaben nicht eingerechnet) zu Ihrem Beitragsvorschlag über https://www.conftool.net/dgs-bibb2025 ein.
Sie erhalten von uns ab Anfang Juli 2025 eine Rückmeldung zu Ihren Einreichungen.
Die Tagung findet im November 2025 in Präsenz am Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in Bonn statt. Es wird keine Teilnahmegebühr erhoben.
Organisationsteam
- Agnes Dietzen - Bundesinstitut für Berufsbildung: dietzen@bibb.de
- Angela Graf - Bayerisches Forschungsinstitut für Digitale Transformation | Sektion Bildungssoziologie: angela.graf@bidt.digital
- Mona Granato - Bundesinstitut für Berufsbildung | Sektion Bildungssoziologie: granato@bibb.de
- Tine Haubner - Universität Bielefeld | Sektion Arbeits- und Industriesoziologie: tine.haubner@uni-bielefeld.de
- Mascha Will-Zocholl - Hessische Hochschule für öffentliches Management und Sicherheit | Sektion Arbeits- und Industriesoziologie: mascha.will-zocholl@hoems.hessen.de