Junge Menschen im Ausbildungsgeschehen (Auge)
Systematische Indikatorenbeschreibung
- Name
- Definition
- Zweck des Indikators
- Ergebnisdarstellung des Indikators
- Bezugsgrößen
- Berechnungsformel
- Mögliche Differenzierungen
- Datenquellen
- Stichtag/Betrachtungszeitraum
- Brüche in der Zeitreihe
- Hinweise zur Güte des Indikators
- Sonstige Interpretationshinweise / (Häufig gestellte Fragen)
- Zentrale und aktuelle Veröffentlichungen
Name
Junge Menschen im Ausbildungsgeschehen (Auge)
Definition
Der Indikator misst den Anteil der Jugendliche im Alter von 15 bis 24 Jahren der sich in Relation zur gleichaltrigen Wohnbevölkerung im (Aus-)Bildungsgeschehen befindet. Die Daten für Berechnung des Indikators basierden auf der integrierten Ausbildungsberichterstattung (iABE) und werden jährlich im BIBB-Datenreport zum Berufsbildungsbericht sowie auf der Homepage www.bibb.de/iABE veröffentlicht.
Der Indikator kann für Politik und Praxis als Anhaltspunkt für eine Versorgung der jungen Bevölkerung mit Bildungsangeboten dienen.
Zweck des Indikators
Der Indikator
- zeigt an, wie groß der Anteil der jungen Menschen (im jeweiligen Alter) ist, der die Angebote des Ausbildungsgeschehens nutzt,
- gibt Hinweise auf die unterschiedlichen Personengruppen im Ausbildungsgeschehen, woraus sich ein konkreter Förderbedarf ableiten lässt und
- beschreibt vergangene und aktuelle Entwicklungen.
Ergebnisdarstellung des Indikators
Im Jahr 2021 befinden sich
- 63,3 % der Wohnbevölkerung im Alter von 15 – 19,
- 49,4 % der Wohnbevölkerung im Alter von 20 – 24,
- 55,8 % der Wohnbevölkerung im Alter von 15 – 24 und
- 70,4 % der Wohnbevölkerung im Alter von 19 Jahren
in Angeboten des Ausbildungsgeschehens. Datenstand 02.02.2023
Bezugsgrößen
Zähler:
Personen (Bestände) in den Sektoren des Ausbildungsgeschehens der iABE, z. B. im Alter von 15 bis 19 Jahren:
- Berufsausbildung,
- Integration in Berufsausbildung (Übergangsbereich),
- Hochschulreife und
- Studium.
Nenner:
Personen im Alter von 15 bis 19 Jahren in der Wohnbevölkerung
Anmerkung zur Bezugsgröße
Der Indikator kann entweder pro Altersjahr (z. B. 19-Jährige) oder gruppiert (z. B. 15- bis 19-Jährige) berechnet werden.
Während sich im Alter von 14 Jahren noch nahezu alle Jugendlichen in der Sekundarstufe I der allgemeinbildenden Schule befinden, beginnen die ersten Jugendlichen mit 15 Jahren eine Qualifizierung. Deshalb wird das Alter 15 Jahre als Untergrenze der Überlegungen mit einbezogen.
Da z. B. die Förderung vieler Maßnahmen im Sektor Integration bis zur Vollendung des 25. Lebensjahres läuft, erscheint hier eine Altersbegrenzung sinnvoll.
Im Alter von 19 Jahren haben nahezu alle Jugendlichen die Sekundarstufe I der allgemeinbildenden Schulen verlassen. Deshalb steht die Altersgruppe der 15- bis 19-Jährigen bei vielen Bildungsberichterstattungen im Fokus, z. B. der OECD-Studie „Bildung auf einen Blick“ und ist somit international anschlussfähig.
Berechnungsformel
Mögliche Differenzierungen
- Berichtsjahr (ab 2005)
- Alter (15-29 Jahre)
- Geschlecht
- Sektor
- Konto
Datenquellen
integrierte Ausbildungsberichterstattung (iABE):
- Statistik Berufliche Schulen (Destatis)
- Personalstandstatistik (Destatis)
- Förderstatistik (BA)
- Statistik Allgemeinbildenden Schulen (Destatis)
- Hochschulstatistik (Destatis)
- Bevölkerungsfortschreibung (Destatis)
- Statistik nach der Pflegeberufe -Ausbildungsfinanzierungsverordnung – PflAFinV (Destatis)
Stichtag/Betrachtungszeitraum
Der Indikator ist stichtagsbezogen. Die Stichtage variieren zwischen den (Bildungs-)Konten, je nach Datenquelle. Auch innerhalb der Konten, welche durch die „Statistik Berufliche Schulen“ abgebildet werden, variieren die Stichtage1. Die Stichtage aller genutzten Statistiken liegen in der zweiten Jahreshälfte (vgl. DESTATIS 2011, S. 40).
Durch die unterschiedlichen Stichtage kann es sowohl zu Übererfassung (Mehrfachzählung), als auch zu Untererfassung (Nicht-Zählung) kommen (siehe Hinweise zur Güte des Indikators).
1 Der Erhebungsstichtag liegt je nach Bundesland zwischen Ende September und Anfang November.
Brüche in der Zeitreihe
Durch die Einführung der Pflegeausbildungsstatistik (PfleA) werden in einigen Bundesländern (Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt) seit dem Berichtsjahr 2020 keine Daten mehr zu den Schülerinnen und Schülern in der neuen Ausbildung zur/zum Pflegefachfrau/-mann in den Schulen des Gesundheitswesens erfasst. Zudem liegen in Schleswig-Holstein seit dem Berichtsjahr 2020 keine Daten zu den Schulen des Gesundheitswesens vor.
Implikationen für das Berichtsjahr 2022
In dem aktuellen Statistischen Bericht: iABE – Vorläufige Ergebnisse für das Berichtsjahr 2022 wurde das GES-Konto in den Ländern Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen um die aktuellen Daten der PfleA 2022 (zum/zur Pflegefachmann/-frau) ergänzt. Für Sachsen-Anhalt wurden Vorjahresdaten der PfleA 2021 genutzt.
Zu beachten ist, dass in der aktuellen Veröffentlichung der iABE „Schnellmeldung“/Statistischer Bericht Daten im GES-Konto auf Basis der PfleA rückwirkend korrigiert wurden.
Zudem ist zu berücksichtigen, dass die Merkmale Staatsangehörigkeit (ausländisch/deutsch) sowie schulische Vorbildung für die PfleA-Daten nicht vorliegen. Für die Jahre 2022 und rückwirkend 2021 wurde im Statistischen Bericht 2022 für die PfleA-Daten eine Schätzung der ausländischen Anfänger/-innen (auch nach Geschlecht) für Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt auf Basis der verfügbaren Informationen der übrigen Länder vorgenommen. Auswertungen zur schulischen Vorbildung beziehen sich weiterhin nur auf die Länder mit vollständigen Daten.
Die Daten zu den Beständen wurden für das GES-Konto zum Teil geschätzt. Zum Schätzverfahren siehe www.bibb.de/iABE.
Für weitere Informationen siehe BIBB-Datenreport zum Berufsbildungsbericht 2023 (Kapitel A4, Methodenkasten „Hinweise zu den Daten der iABE).
Hinweise zur Güte des Indikators
Inhaltliche Grenzen
Der Indikator spiegelt die Teilhabe am (Aus-)Bildungsgeschehen wider. Konten außerhalb des (Aus-)Bildungsgeschehens wie z. B. Branchen- und unternehmensspezifische Berufsausbildung sowie die Berufsausbildungsvorbereitung nach §§ 1 Abs. 2 und § 68 ff. BBiG oder die Jugendberufshilfe (§ 13 Abs. 2 KJHG) werden nicht berücksichtigt, weil derzeit keine belastbaren Daten zur Verfügung stehen.
Auch die Teilhabe an besonderen Maßnahmen für junge Menschen mit Behinderung (BA) wird aus Gründen der Vergleichbarkeit mit dem Bildungsbericht Deutschland sowie zur Vermeidung von Doppelzählungen nicht berücksichtigt.
Es ist zu beachten, dass sich ein Großteil der Jugendlichen – insbesondere in den jüngeren Altersklassen – noch in Allgemeinbildung (SEK I) befindet.
Mit steigendem Alter wächst der Anteil der jungen Menschen, die über eine abgeschlossene Qualifizierung verfügen.
Grenzen der Datenbasis
Die iABE greift auf Daten unterschiedlicher Quellen zurück, die zum Teil unterschiedliche Stichtage verwenden. Hierdurch kann nicht ganz ausgeschlossen werden, dass junge Erwachsene in unterschiedlichen Konten gezählt und bei den Bestandszahlen doppelt erfasst werden. Gleichzeitig ist es möglich, dass es zu einer Untererfassung (Nicht-Zählung) kommt (vgl. Stichtag/Betrachtungszeitraum). Beispielsweise werden Jugendliche zweimal gezählt, wenn sie sich im Oktober in einer dualen Berufsausbildung befinden, diese abbrechen und im Dezember desselben Jahres eine Einstiegsqualifizierung (EQ) starten: Im Konto duale Berufsausbildung und im Konto EQ. Andererseits werden Jugendliche nicht erfasst, die sich im Januar in einer EQ befinden und diese im Juni abschließen, weil der Stichtag für EQ-Maßnahmen am Jahresende liegt.
Grenzen der Berechnung
Die Quote kann dadurch verzerrt werden, dass junge Menschen mit Wohnsitz im Ausland als Bestand im Zähler erfasst werden, nicht aber im Nenner2. Da die iABE den Wohnort der jungen Menschen im Ausbildungsgeschehen nicht erfasst, können Pendlerbewegungen nicht berücksichtigt werden. Pendler/-innen können die Quote für einzelne Regionen verzerren, denn sie werden als Teil des Ausbildungsgeschehens am Lernort gezählt, bei der Wohnbevölkerung jedoch am Ort des Hauptwohnsitzes. Deshalb wird die Quote auf Ebene der Bundesländer nicht berechnet3.
2 Hierbei wird es sich vermutlich um ein begrenztes Phänomen handeln (argumentieren auch UHLY/GERICKE 2010, S. 3).
3 So auch UHLY/GERICKE 2010, S. 4.
Sonstige Interpretationshinweise / Häufig gestellte Fragen
Wer wird gezählt?
Im sogenannten „Bestand“ werden
- junge Menschen erfasst, die ihre Qualifikation gerade erst begonnen haben (z. B. 1. Ausbildungsjahr),
- solche, die sich bereits einige Zeit in Qualifizierung befinden (z. B. 2. Ausbildungsjahr) sowie
- diejenigen, die beinahe am Ende ihrer Qualifizierung stehen (z. B. 3. Ausbildungsjahr).
Wer wird nicht gezählt?
- Personen, die Bildungsangebote außerhalb des (Aus-)Bildungsgeschehens wahrnehmen (vgl. Hinweise zur Güte des Indikators).
- Personen, die nicht in die gewählte Altersgruppe fallen4.
- Personen, die aufgrund der Stichtagszählung nicht erfasst werden (vgl. Stichtag/Betrachtungszeitraum).
Hat die Dauer der Qualifizierung einen Einfluss auf den Indikator?
Aufgrund der Stichtagszählung werden alle jungen Menschen i. d. R. (vgl. Stichtage) nur einmal erfasst, sowohl diejenigen, die an einer mehrjährigen Qualifikation teilnehmen (z. B. duale Berufsausbildung) als auch diejenigen, die sich in unterjährigen Maßnahmen befinden (z. B. EQ).
Wie ist sichergestellt, dass junge Menschen in unterjährigen Maßnahmen erfasst werden?
Da das Ausbildungsjahr im September beginnt und bis Dezember auch die unvermittelten Ausbildungsplatzbewerber alternativ eingemündet sein sollten, wurde der Stichtag für Maßnahmen der BA am Jahresende gewählt. Die Wahrscheinlichkeit der Untererfassung (Nicht-Zählung) ist hierdurch als gering einzustufen (vgl. Stichtag/Betrachtungszeitraum).
Welche Auswirkungen haben demografische Schwankungen?
- Demografische Schwankungen sind kontrolliert, da der Bezug immer auf die Alterskohorten in der Wohnbevölkerung hergestellt wird. Sich verändernde Bevölkerungsstrukturen fließen demnach immer direkt in die Berechnung mit ein.
- Durch die Fokussierung auf eine Altersgruppe (z. B. 15- bis 19- Jährige oder 20- bis 24-Jährige) können demografische Ereignisse (z. B. Fluchtmigration) jedoch ein- bzw. ausgeblendet werden.
Können Bildungsverläufe dargestellt werden?
Bildungsverläufe können nicht dargestellt werden. Hierfür sind personenbezogene Individualdaten in Verbindung mit einer Identifikationsnummer erforderlich.
4 Um die Altersgruppen vollständig abzubilden, müssen immer auch die Sektoren außerhalb des Ausbildungsgeschehens berücksichtigt werden.
Zentrale und aktuelle Veröffentlichungen
- BUNDESINSTITUT FÜR BERUFSBILDUNG (Hrsg.): Datenreport zum Berufsbildungsbericht 2023: Informationen und Analysen zur Entwicklung der beruflichen Bildung. 2023. - URL
http://datenreport.bibb.de/ - STATISTISCHE ÄMTER DES BUNDES UND DER LÄNDER (DESTATIS): Qualitäts- und Ergebnisbericht - Integrierte Ausbildungsberichterstattung. Wiesbaden 2011
- STATISTISCHES BUNDESAMT: Statistischer Bericht: Integrierte Ausbildungsberichterstattung – Vorläufige Daten – Berichts-jahr 2022. Wiesbaden 2023
- STATISTISCHES BUNDESAMT: Integrierte Ausbildungsberichterstattung – Anfänger, Teilnehmer und Absolventen im Ausbildungsgeschehen nach Sektoren/Konten und Ländern – 2021. Wiesbaden 2022
- Veröffentlichung der vorläufigen Eckdaten des Berichtjahres im März des Folgejahres Schulen - Statistisches Bundesamt (destatis.de)
- Veröffentlichungen der endgültigen, differenzierten Daten des Berichtsjahres im Dezember des Folgejahres. Schulen - Statistisches Bundesamt (destatis.de)
- Veröffentlichung des Indikators zum Berichtsjahr: Im April im BIBB-Datenreport zum Berufsbildungsbericht http://datenreport.bibb.de/ und der iABE-Homepage www.bibb.de/iABE