Phänomene wie Dienstleistungsgesellschaft und Informationsgesellschaft führen zunehmend zu einer Auflösung des Gegensatzpaares „Lernen“ und „Arbeiten“. Bildung und Lernen sind nicht nur eine Vorbereitung auf Arbeit, sondern sie sind auch substantieller Teil der Arbeit und Arbeit Teil des Lernens. Dies gilt auch für Bildungsprogramme des tertiären Bildungsbereichs. Das Projekt formuliert die These, dass der Begriff der „Akademisierung“ zu kurz greift, weil er die wachsende Bedeutung von arbeitsbasierten Lernprogrammen (work-based learning programmes) im tertiären Bildungsbereich vernachlässigt.
So wird in diesem Projekt der tertiäre Bildungsbereich im Hinblick auf Modelle arbeitsbasierter Bildungsprogramme untersucht sowie ihrer Funktion im Bildungssystem. In den Vergleich werden England, Frankreich, Irland, Norwegen, Österreich sowie Polen einbezogen. Die Modelle sind sehr heterogen, die Formate vielfältig und werden verschiedenen Bildungsbereichen zugeordnet. Sie können unterschiedliche bildungspolitische Funktionen haben. So sollen sie Hochschulbildung stärker auszudifferenzieren und stärker an die Bedarfe der Wirtschaft anbinden. Teilweise sollen sie aber auch den Übergang von einer Berufsausbildung im Sekundarbereich in den Hochschulbereich organisieren oder eine fachliche Höherqualifizierung ermöglichen.
Vertiefend werden ausgewählte Lernprogramme im Rahmen von Fallstudien hinsichtlich Governance und Organisationsstruktur untersucht. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Rolle der Betriebe bei der Gestaltung der Bildungsinhalte sowie die Organisation und Relevanz der Lernphasen im Betrieb.
Das Projekt soll einen Beitrag dazu leisten, die Sichtbarkeit beruflicher Bildung in der Form von arbeitsbasiertem Lernen zu verbessern und deren Wertschätzung zu erhöhen. Es wird herausgearbeitet, in welchem Ausmaß der Hochschulbereich Kerncharakteristika der dualen Ausbildung aufgreift und in hochschulische Bildung integriert. Dadurch trägt es zu einem vertiefenden Verständnis der internationalen Bildungsdaten von OECD und Eurostat sowie der EQF-Niveaus 5 und 6 bei.
„Arbeitsbasiertes Lernen im tertiären Bildungsbereich“
Am 02.06.2017 wurden im Rahmen des Abschlussworkshops im BIBB internationalen Bildungsexperten aus England, Frankreich, Irland, Norwegen und Österreich die Kernergebnisse des Forschungsprojektes „Arbeitsbasiertes Lernen im tertiären Bildungsbereich – eine international vergleichende Analyse von Modellen und Funktionen (H-VET)“ vorgestellt und diskutiert. Das Feedback fließt in die abschließende Gesamtanalyse mit ein und ist eine zusätzliche Maßnahme zur Qualitätssicherung der Projektergebnisse.
Seit Anfang 2015 wird das Projekt in Kooperation mit dem Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft (ibw) aus Österreich durchgeführt.