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Passungsprobleme auf dem Ausbildungsmarkt

Was sind Passungsprobleme?

Unter Passungsproblemen versteht man eine mangelnde Übereinstimmung zwischen Angebot und der Nachfrage, die zu erfolglosen Teilnehmern auf beiden Seiten des Marktes führt. Auf dem Ausbildungsmarkt manifestieren sich Passungsprobleme, wenn nicht nur die Zahl der erfolglos angebotenen Ausbildungsplätze relativ hoch ist (Besetzungsprobleme), sondern zugleich auch die Zahl der erfolglosen Ausbildungsplatznachfrager (Versorgungsprobleme).

Tabelle mit Problemtypen auf dem Ausbildungsmarkt

Passungsprobleme gelten bereits seit einigen Jahren als zentrale Herausforderung auf dem Ausbildungsmarkt. 

Hier finden Sie Daten zur Beschreibung der aktuellen Situation auf dem Ausbildungsmarkt für die letzten drei Jahre:

2020

Datenreport zum Berufsbildungsbericht 2021 / Kapitel A1

Stephanie Oeynhausen, Bettina Milde; Joachim Gerd Ulrich; Simone Flemming; Ralf-Olaf Granath
Die Entwicklung des Ausbildungsmarktes im Jahr 2020. Analysen auf Basis der BIBB-Erhebung über neu abgeschlossene Ausbildungsverträge und der Ausbildungsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit zum Stichtag 30. September. - Bonn, 2020. - 80 S.

2019

Datenreport zum Berufsbildungsbericht 2020 / Kapitel A1

Die Entwicklung des Ausbildungsmarktes 2019. Weniger Ausbildungsverträge als Folge sinkender Angebots- und Nachfragezahlen (Version vom Januar 2020)

2018

Datenreport zum Berufsbildungsbericht 2019 / Kapitel A1 / Aktuelle Ausbildungsmarktbilanz 2018 

Die Entwicklung des Ausbildungsmarktes im Jahr 2018: Deutlich mehr Ausbildungsplatzangebote, jedoch erneut mehr unbesetzte Plätze (Ausbildungsmarkt 2018 / Version vom Januar 2019)

 

Was sind die Ursachen der Passungsprobleme?

Die Ursachen von Passungsproblemen liegen in der mangelnden Übereinkunft zwischen Anbietern und Nachfragern auf dem Ausbildungsmarkt, in welchen Regionen bzw. in welchen Berufen ausgebildet werden bzw. über welche Merkmale der jeweilige Ausbildungsvertragspartner verfügen soll.

Die fehlende Übereinstimmung führt dazu, dass auf beiden Seiten des Marktes viele Marktteilnahmen erfolglos bleiben, obwohl es an Angebot und Nachfrage insgesamt nicht mangeln muss. Die fehlende Passung verbindet sich mit deutlichen Ungleichgewichten (Disparitäten) auf dem Ausbildungsmarkt.

Regionale Disparitäten

Regionale Disparitäten zeigen sich darin, dass in bestimmten Regionen (insbesondere im Osten und Süden Deutschlands) die Besetzungsprobleme der Betriebe dominieren, während in anderen Regionen vor allem die Versorgung von Jugendlichen mit Ausbildungsplätzen unzureichend ist. Im Ganzen summieren sich beide Phänomene (hier Regionen mit Besetzungsproblemen, aber keinen größeren Versorgungsproblemen, dort Regionen mit Versorgungsproblemen, aber keinen größeren Besetzungsproblemen) bundesweit zu relativ hohen Zahlen von unbesetzten Plätzen und noch suchenden Ausbildungsplatznachfragern.

Berufliche Disparitäten

Berufliche Disparitäten zeigen sich darin, dass sich der Anteil unbesetzter Ausbildungsplätze stark auf bestimmte Berufe konzentriert (gegenwärtig insbesondere im Lebensmittelhandwerk, in der Gastronomie und im Reinigungsgewerbe), während es zugleich viele Bewerber für andere Berufe gibt, die bei ihrer Lehrstellensuche erfolglos bleiben (gegenwärtig insbesondere im kaufmännischen und Medienbereich). Wie bei den Regionen, summieren sich auch hier beide Phänomene (hier Berufe mit Besetzungsproblemen, aber keinen größeren Versorgungsproblemen, dort: Berufe mit Versorgungsproblemen, aber keinen größeren Besetzungsproblemen) bundesweit zu relativ hohen Zahlen von unbesetzten Plätzen und noch suchenden Ausbildungsplatznachfragern.

Neben regionalen und beruflichen Disparitäten gibt es auch qualifikatorische und sektorale Ungleichgewichte.

Qualifikatorische Passungsprobleme treten einerseits auf, wenn es im Vergleich zur Zahl der Ausbildungsplatzangebote zwar genügend Bewerber gibt, diese Bewerber aber aus Sicht der Betriebe keine ausreichende Qualifikation mitbringen. Andererseits ist es auch möglich, dass es zwar im Vergleich zur Zahl der Bewerber genügend Ausbildungsangebote gibt, diese Angebote aus Sicht vieler Jugendlichen aber nicht mehr passen, weil sie inzwischen Schulabschlüsse verfügen, die sie für „anspruchsvollere“ Berufe qualifizieren.

Sektorale Ungleichgewichte können z.B. entstehen, wenn zu viele Bewerber eine Ausbildung in Großbetrieben bevorzugen und in ausreichender Zahl vorhandene Angebote in handwerklich bzw. kleinbetrieblich geprägten Lernumgebungen meiden, obwohl dort in denselben Berufen ausgebildet wird.

Welche Indikatoren für Passungsprobleme gibt es?

Passungsprobleme auf dem Ausbildungsmarkt lassen sich insbesondere mithilfe der (erweiterten) Angebots-Nachfrage-Relation (eANR), der Quote der unbesetzten Ausbildungsplatzangebote am (betrieblichen) Gesamtangebot und der Quote der noch suchenden Ausbildungsstellenbewerber zum 30.9. an der Gesamtnachfrage quantifizieren.

Um mögliche Passungsprobleme auf Betriebsebene zu identifizieren, lassen sich verschiedene Indikatoren heranziehen, z.B. Ausbildungsbeteiligung und Vertragslösungsquoten.

Hier finden Sie eine ausführliche Darstellung der Indikatoren:

Datenreport zum Berufsbildungsbericht 2015 (Kapitel C2)

Welche Lösungsansätze für Passungsprobleme gibt es?

Passungsprobleme lassen sich auf unmittelbarem und mittelbarem Wege angehen:

Eine unmittelbare Lösung besteht darin, die bei der Berufsberatung gemeldeten Ausbildungsstellen, die unbesetzt zu bleiben drohen, und die dort gemeldeten Ausbildungsstellen-bewerber/-innen, die erfolglos zu bleiben drohen, stärker als bislang miteinander in Verbindung zu bringen. Entsprechende Maßnahmen – sofern erfolgreich – verringern das Passungsproblem sehr effizient, denn sie reduzieren die Probleme stets zugleich auf beiden Seiten des Ausbildungsmarktes (die doch noch besetzte Stelle verbindet sich mit einem/einer doch noch erfolgreichen Bewerber/-in).

Eine mittelbare Lösung besteht darin, neben den bereits ausbildungsinteressierten Jugendlichen und den bereits ausbildungsinteressierten Betrieben zusätzliche Ausbildungsplatznachfrage und zusätzliches Ausbildungsplatzangebot zu erschließen. Mit der Erschließung des Interesses und der Fähigkeit neuer Gruppen unter den Jugendlichen steigt die Chance für die bereits ausbildungsinteressierten Betriebe, ihre Plätze besetzen zu können. Spiegelbildlich erhöht eine Erweiterung des Ausbildungsplatzangebots die Chancen der schon ausbildungsinteressierten Bewerber/-innen, ihre Ausbildungsplatzsuche erfolgreich abzuschließen.

In einem 2018 im Auftrag des Forschungsinstituts für gesellschaftliche Weiterentwicklung (FGW) von BIBB-Mitarbeitern erstellten Gutachten zu den Ursachen und Folgen von Passungsproblemen finden Sie eine ausführliche Diskussion möglicher Lösungsansätze.

Passungsprobleme auf dem Ausbildungsmarkt. Eine vertiefende Analyse für Nordrhein-Westfalen / Granato, Mona; Milde, Bettina; Ulrich, Joachim Gerd. - Düsseldorf: FGW, 2018. - 114 S.
FGW-Studie: Vorbeugende Sozialpolitik ; 8
ISSN 2567-0050

 

2.1.310 - Bildungsorientierungen und -entscheidungen von Jugendlichen im Kontext konkurrierender Bildungsangebote

Laufzeit I-14 bis IV-20

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2.1.311 - BIBB-Qualifizierungspanel - Betriebspanel zu Qualifizierung und Kompetenzentwicklung

Laufzeit I-15 bis

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2.1.305 - Rekrutierung von Auszubildenden - Betriebliches Rekrutierungsverhalten im Kontext des demografischen Wandels

Laufzeit I-12 bis IV-16

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7.8.060 - Betriebspanel zu Qualifizierung und Kompetenzentwicklung

Laufzeit II-10 bis I-15

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