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Chilenische Bildungsreform - Herausforderung für das Berufsbildungssystem

Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) und das chilenische Bildungsministerium (MINEDUC) verabschieden eine Agenda für die Zusammenarbeit der kommenden zwei Jahre. Das BIBB berät und unterstützt Chile bei seiner Bildungsreform.

Die aktuelle Bildungsreform in Chile setzt die Politik unter Druck.
„Chile braucht nicht nur Betriebe, die sich in der Berufsbildung engagieren, sondern grundsätzlich einen rechtlichen Rahmen für das gesamte Berufsbildungssystem, der die Ziele, Akteure und deren Mandate gesetzlich definiert“. So beschrieben die Delegationsteilnehmer/-innen aus dem chilenischen Bildungsministerium (MINEDUC), die im November 2015 zu einem gemeinsamen Planungsworkshop ins BIBB kamen, die aktuelle Lage ihres Landes.

Mit einer Bildungsreform soll die Berufsausbildung in Chile zukünftig praxisnäher erfolgen und die Arbeitsmöglichkeiten und Potenziale einer Region berücksichtigen. Dabei sind insbesondere die Unternehmen gefordert, sich der technischen Berufsbildung anzunähern.

Das BIBB wird das MINEDUC bei der Bildungsreform beraten und unterstützen. Der Beratungsschwerpunkt liegt im Bereich der Berufsbildung. In einer gemeinsamen Agenda wurden für die Jahre 2016 und 2017 folgende Beratungsbereiche festgelegt:

  • Steuerung der Berufsbildung, einschließlich Definition eines rechtlichen Rahmens für die duale Berufsausbildung sowie Institutionalisierung der Rollen und Mandate der zentralen Akteure,
  • Lernortkooperation, einschließlich Beratung zur Einrichtung der im Rahmen der Bildungsreform neuen Berufsbildungszentren (CFTs) sowie
  • Standardentwicklung, einschließlich Aufbau eines Prüfungssystems nach deutschem Vorbild.

Während des gemeinsamen Planungsworkshops vereinbarten das BIBB und das MINEDUC darüber hinaus die Durchführung von Pilotprojekten in denen Betriebe, Berufsbildungszentren und der Staat eng zusammenarbeiten werden. Dabei wurden auch Vorschläge von bilateralen Pilotprojekten zur Förderung der Dualen Ausbildung intensiv diskutiert. Diese sollen nun in einem nächsten Schritt von der chilenischen Seite ausgearbeitet und anschließend mit dem BIBB und der Deutsch-Chilenischen Industrie- und Handelskammer operationalisiert werden.
Das Programm des Delegationsbesuchs umfasste neben dem Planungsworkshop auch einen Informationsaustausch mit Projektleitern des BIBB und Vertretern des Deutschen Gewerkschaftsbunds, des Kuratoriums der deutschen Wirtschaft für Berufsbildung sowie von IMOVE.
Die Delegation bestand aus Experten aus dem MINEDUC, dem Regionalsekretariat für Bildung der Region Tarapacá, wichtigen Berufsbildungszentren, dem Industrieverband ASIVA (Asociación de Industriales de Valparaíso), der Deutsch-Chilenischen Industrie- und Handelskammer und der chilenischen Botschaft in Berlin.

Weitere Zentren für technische Berufsbildung in Chile

Bereits im August 2015 hatte die chilenische Präsidentin Michelle Bachelet bei den Feierlichkeiten zum Tag der Berufsausbildung “konkrete Schritte, um der Berufsausbildung den herausragenden Platz einzuräumen, der ihr zusteht“ verkündet.
Im Rahmen der aktuellen Bildungsreform sollen nun zusätzlich zu den bereits bestehenden Zentren für technische Berufsbildung (Centros de Formación Técnica – CFT) in jeder der 15 Regionen Chiles mindestens ein öffentliches, staatliches CFT entstehen. Damit soll gewährleistet sein, dass „niemand, der sich weiterbilden will, von den Ressourcen der Familien abhängig ist“.
Jedes dieser neuen CFTs soll Teil einer regionalen Entwicklungsstrategie sein. D.h., dass die Berufe, die an einem CFT vermittelt werden, im Zusammenhang mit den Arbeitsmöglichkeiten und Potenzialen der Region stehen sollen. Ebenso sollen ab 2016 neue Ausbildungspläne und -programme umgesetzt werden.

Das BIBB und das chilenische Bildungsministerium arbeiten bereits seit 2011 auf der Grundlage einer institutionellen Kooperationsvereinbarung zu Fragen der beruflichen Bildung zusammen.