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Fallstudien: Kosten und Nutzen betrieblicher Ausbildung in Kolumbien

Im Rahmen der „World Skills Colombia 2015“ im Oktober 2015 in Bogotá veranstalteten das BIBB und der nationale Berufsbildungsdienst SENA (Servicio Nacional de Aprendizaje) einen Expertenworkshop zum Thema „Kosten-Nutzen der Berufsbildung“ Dieser knüpfte an die aktuellen vier Pilotprojekte des SENA zur Dualen Ausbildung im Automobil-, Textil-, Geflügelzucht- sowie Lebensmittelsektor an und diente zur Planung der Aktivitäten für das kommende Jahr.

Die Arbeitsplanung 2016 umfasst u.a. folgende Arbeitspakete:

  • Erstellung von vier Fallstudien zu Kosten - Nutzen betrieblicher Ausbildung.
  • Finalisierung des “Datenreports zur kolumbianischen Berufsbildung”, der nach dem Vorbild des Datenreports des BIBB konzipiert wurde und nach der Fertigstellung der Öffentlichkeit im Rahmen einer nationalen Konferenz in Bogotá 2016 vorgestellt werden soll.
  • Fachliche Begleitung durch das BIBB bei der Weiterentwicklung der Dualen Ausbildung in Kolumbien, einschließlich der Schaffung der rechtlichen Grundlagen.

Ca. 25 Teilnehmende von SENA haben den Workshop besucht, darunter unter anderem Mitarbeiter/-innen des Arbeitsbereichs für Forschung und Statistik, einige Abteilungsleitungen, Mitglieder des Ausschusses für die Duale Ausbildung (Comité Dual) sowie Mitarbeiter/-innen des Arbeitsbereichs für Internationale Zusammenarbeit.

Vernetzung der beiden lateinamerikanischen BIBB-Partnerinstitute SENA und CONALEP (Mexiko)

Auf der „World Skills Colombia 2015“ referierte das BIBB, vertreten durch Diana Cáceres-Reebs, Projektleiterin für die Zusammenarbeit des BIBB mit Lateinamerika, in den Foren „International VET Leaders Forum“ und „Erfahrungen dualer Ausbildung in Lateinamerika“ als Keynote Speaker vor etwa 200 Konferenzteilnehmern.
Neben dem BIBB war auch das Nationale Institut für Technische Berufsbildung (CONALEP) aus Mexiko - ebenfalls ein Partnerinstitut des BIBB - als Ehrengast zu den Foren eingeladen. Im Anschluss an die Vorträge beschlossen SENA und CONALEP eine Vernetzung ihrer Aktivitäten und werden eine weitere Zusammenarbeit planen.  

Duale Ausbildung spielt Schlüsselrolle bei Friedensprozess in Kolumbien

„Die Duale Ausbildung wird eine Schlüsselrolle in der Phase des Post-Konflikts in Kolumbien spielen“, so der Direktor des SENA, Alfonso Prada, in seinem Vortrag auf der World Skills Colombia 2015.
Im Ausbau der dualen Ausbildung sieht Prada eine flankierende Maßnahme, die den laufenden Friedensprozess unterstützten kann. Dabei betonte Prada insbesondere die Bedeutung der Beteiligung des Privatsektors, um gemeinsam (Staat und privater Sektor) die Herausforderungen des Friedens zu bewältigen.
Die kolumbianische Regierung und die Farc-Rebellen haben sich im September 2015 darauf geeignet, die Friedensverhandlungen bis Mitte/Ende März 2016 mit einem Friedensvertrag zu einem Abschluss zu bringen.   

Die Berufsbildung in Kolumbien - Hintergründe

Als große Herausforderung gelten im kolumbianischen Berufsbildungssystem die Institutionalisierung des dualen Modells sowie die Imageverbesserung der beruflichen Ausbildung. Eine Ausbildung ist in Kolumbien weitaus weniger angesehen als ein Universitätsabschluss.
Hinsichtlich der Einbindung der Wirtschaft in die berufliche Aus- und Weiterbildung gibt es in Kolumbien eine gesetzliche Regelung, die jeden Arbeitgeber verpflichtet, auf den Gesamtbetrag seiner Gehaltskosten an den SENA Sozialabgaben (2% der Gehaltskosten) abzuführen. Die Abführung dieses Beitrags ist Voraussetzung dafür, dass der Arbeitgeber seine Gehaltszahlungen von der Körperschaftssteuer absetzen kann.
In Kolumbien ist jedes Unternehmen ab 15 Beschäftigten verpflichtet, Auszubildende am Ende der theoretischen und praktischen Ausbildung im SENA einzustellen. Per Gesetz ist geregelt, dass solange die Arbeitslosigkeitsquote in Kolumbien über 10% liegt, die Auszubildenden eine monatliche Vergütung vom Betrieb erhalten. Diese beträgt 75% des Mindestlohns während der Praxiszeit im Betrieb und 50% des Mindestlohns während der Theoriezeit in der Berufsschule. Dies ist in einem Ausbildungsvertrag festgelegt.
Da seit Oktober 2015 die Arbeitslosigkeitsrate in Kolumbien bei 8,2 % liegt (die niedrigste Quote der letzten 15 Jahre), sind die Betreibe nun verpflichtet, den kompletten Mindestlohn als Ausbildungsvergütung zu zahlen. Daher ist es jetzt umso dringender, Betriebe auch über den Nutzen beruflicher Ausbildung zu informieren.

Grundlage der Kooperation zwischen dem BIBB und dem SENA ist eine Kooperationsvereinbarung, die beide Institutionen im April 2011 unterzeichnet hatten und die im Oktober 2012, zusammen mit den kolumbianischen Ministerien für Bildung und Arbeit, erneut unterzeichnet wurde. Das BIBB berät den SENA im Bereich der Förderung und Weiterentwicklung der beruflichen Bildung, insbesondere der Berufsbildungsforschung. Dank der Beratung durch das BIBB konnte im April 2012 ein Forschungszentrum im SENA gegründet werden. Darüber hinaus berät das BIBB den SENA beim Aufbau von Forschungskompetenzen sowie bei der Implementierung von Forschungsvorhaben.