Innovative Ansätze zukunftsorientierter beruflicher Weiterbildung
Die Förderrichtlinie "Innovative Ansätze zukunftsorientierter beruflicher Weiterbildung" des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützte die Ausgestaltung eines zeitgemäßen beruflichen Weiterbildungssystems.
Die berufliche Weiterbildung gewinnt – auch infolge der demografischen Entwicklung, der Digitalisierung und des technologischen Wandels – immer mehr an bildungs- und gesellschaftspolitischer Bedeutung. Sich immer rascher wandelnde Anforderungen verlangen ein ständiges neues Lernen und Zurechtfinden und somit auch eine kontinuierliche Anpassung der beruflichen Qualifikationen. Dennoch wird die quantitative und qualitative Beteiligung an Weiterbildung in Deutschland als gering bewertet. Zudem gilt die Wissenschaft über Weiterbildung als eine noch junge und wenig entwickelte Disziplin, bei der wissenschaftliche Kategorien, Methoden und Standards sowie Grundlagenforschung ausgebaut werden sollten (Baethge, Severing, Weiß, 2013).
Vor diesem Hintergrund unterstützte das BMBF von 2015 bis 2019 mit der Förderrichtlinie "Innovative Ansätze zukunftsorientierter beruflicher Weiterbildung" die Entwicklung von konzeptionellen Ansätzen und Strategien für die Gestaltung eines zeitgemäßen beruflichen Weiterbildungssystems. Im Fokus stand die (Neu-)Ausrichtung auf eine nachhaltige, innovative und demografiesensible Weiterbildungskultur, in der lebensbegleitendes Lernen zu einem selbstverständlichen Bestandteil der Gestaltung individueller Erwerbsbiographien wird. Zudem war es Ziel des Förderschwerpunkts, eine Weiterbildungsforschung zu befördern, die sowohl investigativ und anwendungsbezogen ist als auch auf Multidisziplinarität sowie inter- und transdisziplinäre Forschungsansätze setzt.
Das BIBB wurde vom BMBF mit der Administration und wissenschaftlichen Begleitung des Förderschwerpunktes beauftragt, um seine Kohärenz zu gewährleisten und auf die Erfahrungen im BIBB in der Gestaltung von innovativen Forschungs- und Entwicklungsprogrammen zurückgreifen zu können. Es wurden 132 Skizzen eingereicht. Nach einem zweistufigen Auswahlverfahren wurden insgesamt 34 Projekte bewilligt. Als Einzel- oder als Verbundprojekte wurden 62 Einrichtungen mit ca. 15 Mio. Euro gefördert. Vertreten waren Hochschulen, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, Bildungsträger und -einrichtungen, Branchenverbände, IHKs, HWKs und Sozialpartnerorganisationen. Zudem waren viele Betriebe als assoziierte Partner in die Projekte eingebunden. Die Laufzeit der Vorhaben betrug im Regelfall drei Jahre.
„Die größten Meister sind diejenigen,
die nie aufhören, Schüler zu sein“
In diesen Vorhaben wurden unter anderem
- Strukturen für eine nachhaltige berufliche Weiterbildung erforscht und entwickelt,
- Handlungsfelder für eine demografiesensible Weiterbildungspolitik aufgezeigt,
- Studiengänge für die weitere Professionsentwicklung konzipiert, erprobt und evaluiert sowie eine Akkreditierung angestrebt,
- Professionsprofile der in der beruflichen Weiterbildung Tätigen bzw. Lehrenden analysiert und geschärft,
- bereits entwickelte Tools der Kompetenzvalidierung für die Weiterbildung adaptiert,
- digitale Lehr- und Lernsettings und Lernumgebungen beschrieben, analysiert und bewertet.
Die Förderrichtlinie adressierte folgende Themenschwerpunkte
Arbeitskräfte und Qualifikationsentwicklung
Zur weiteren Konsolidierung der nationalen Wirtschaftskraft ist es notwendig, jetzt und zukünftig Potenziale für qualifizierte Facharbeit zu sichern. Berufliche Weiterbildung trägt dazu bei, gegebene Potenziale zu optimieren und Fachkräftereserven zu erschließen. Hier wurden 12 Projekte mit einer Fördersumme von ca. 5,5 Mio. Euro gefördert.
Professionsentwicklung und Professionalisierung
Für die Qualität der Weiterbildung kommt der Qualifizierung des Weiterbildungspersonals, sowie deren Verhalten im Kontakt mit den Lernenden, eine Schlüsselrolle zu. Insofern galt es, sowohl die Professionsentwicklung zu konturieren als auch wesentliche Parameter zu beschreiben, die die Professionalität des Weiterbildungspersonals abbilden. Hier wurden 17 Projekte mit einer Fördersumme von ca. 7,5 Mio. Euro finanziert.
Weiterbildungsforschung
Weiterbildungsforschung ist bislang bevorzugt anwendungsbezogene Forschung. Der Förderschwerpunkt sollte sie flankierend mit Grundlagenforschung ergänzen. Hier wurden fünf Projekte mit einer Fördersumme von ca. 2 Mio. Euro gefördert.
Regional verteilten sich die Projekte auf 14 Bundesländer. Projektaktivitäten waren im gesamten Bundesgebiet geplant. Innovative Ansätze wurden in den Themenbereichen Weiterbildungsforschung, Digitalisierung, Lehr- und Lernarrangements, Qualität, Professionsentwicklung, Validierung und Anerkennung von non-formal und informellen Kompetenzen entwickelt bzw. weiterentwickelt. Die einzelnen Projekte identifizierten unterschiedliche „Zielgruppen“. Mit spezifischen Fragestellungen widmeten sich die Projekte unter anderem dem Weiterbildungspersonal, gering Qualifizierten, Frauen und Älteren.
Auch hinsichtlich der beteiligten Branchen war der Förderschwerpunkt vielfältig aufgestellt: z.B. Elektro- und Metalltechnik, Chemie, Landwirtschaft, Handwerk, Pflege, Gastronomie, Automobilindustrie, Kultur.