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Angebotsquote zugunsten der Ausbildungsinteressierten (AQI)

Systematische Indikatorenbeschreibung

Name

Angebotsquote zugunsten der Ausbildungsinteressierten (AQI)

Definition

Die Angebotsquote zugunsten der Ausbildungsinteressierten betrachtet das Verhältnis zwischen der Zahl der Ausbildungsangebote und der Zahl der Personen, die im Laufe des Berichtsjahres als ausbildungs-interessierte Personen institutionell erfasst werden in einem Berichtsjahr mit Stichtag 30. September.

Das so ermittlete Verhältnis, sagt aus, wie viele Ausbildungsplatz-angebote rechnerisch in einem Berichtsjahr auf 100 Ausbildungs-interessierte entfallen.

Zweck des Indikators

Die Angebotsquote zugunsten der Ausbildungsinteressierten (AQI) erweitert den Indikator (ANR) auf der Nachfrageseite um die Gruppe der erfolglosen Ausbildungsstellenbewerber/-innen, die sich für eine Alternative entschlossen haben (z. B. erneuter Schulbesuch, Studium, Erwerbstätigkeit, berufsvorbereitende Maßnahme) und am 30. September nicht mehr oder vorerst nicht mehr nach einer Berufsausbildungsstelle suchen.

Ergebnisdarstellung des Indikators

Rechnerisch stehen 2022 jeweils 100 Ausbildungsinteressierten 77,8 Ausbildungsangebote gegenüber.

Bezugsgrößen

Zähler:
Die Zahl der Ausbildungsplatzangebote im Berichtsjahr (Stichtag 30. September). Sie wird ermittelt, indem zur Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge die Zahl der bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldeten Berufsausbildungsstellen, die auch noch am Ende des Berichtsjahres (Stichtag 30. September) unbesetzt sind, hinzugerechnet wird.

Nenner:
Alle in einem Berichtsjahr institutionell erfassten ausbildungs-interessierten Personen.

Hierzu zählen alle Personen, die

  • entweder einen neuen Ausbildungsvertrag abschlossen (der zum Ende des Berichtsjahres auch noch bestand)
  • oder aber, obgleich nicht in Berufsausbildung eingemündet, zumindest als Ausbildungsstellenbewerber/-innen bei den Agenturen für Arbeit, Jobcentern, Arbeitsgemeinschaften (ARGEn) oder zugelassenen kommunalen Träger (zkT) registriert waren.

Besonderheit des Nenners:
Per definitionem sind im Nenner nur ausbildungsinteressierte Jugendliche und junge Erwachsene zu finden, deren Berufseignung (und damit auch „Ausbildungsreife“) offiziell als ausreichend eingestuft wurde – entweder durch die Beratungs- und Vermittlungsdienste oder durch die Betriebe, welche die Jugendlichen einstellten.

Berechnungsformel

Berechnungsformel: Ausbildungsplatzangebote/(Neue Ausbildungsverträge+Bewerber, die nicht in eine Ausbildung einmündeten )*100

Die Zahl der Bewerber/-innen, die nicht in eine Ausbildung einmündeten, ergibt sich, indem von der Gesamtzahl aller gemeldeten Ausbildungsstellenbewerber/-innen die Zahl der Bewerber/-innen, die nach der Ausbildungsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit zu den „einmündenden Bewerbern“ gezählt werden, abgezogen wird.

Mögliche Differenzierungen

  • nach „betrieblichem“ (= überwiegend betrieblich finanziertem) und „außerbetrieblichem“ (=überwiegend öffentlich finanziert) Ausbildungsplatzangeboten (Detaillierte Informationen zur Finanzierungsform: Flemming und Granath 2016, S.12f.)
  • Deutschland; West- und Ostdeutschland, Länder und Arbeitsagenturbezirke
  • nach Berufsgruppen und Berufen
  • nach jeweiligen Kombinationen 

(zu beachten: Siehe Spalte: „Hinweise zur Güte des Indikators“)

Datenquellen

Stichtag / Betrachtungszeitraum

Stichtag: 30. September

Der Indikator spiegelt die Situation in einem konkreten Berichtsjahr wider (beginnend am 1.Oktober des Vorjahres bis zum 30. September).

Brüche in der Zeitreihe

ab 2009 Merkmal „Finanzierungsform“. (In der BIBB-Erhebung zum 30. September wird seit 2009 die Finanzierungsform für die Ausbildungsverträge mit regulärer oder verkürzter Ausbildungsdauer erfasst, die „überwiegend öffentlich finanziert“ werden. (Detaillierte Informationen zur Finanzierungsform: Flemming und Granath 2016, S.12f.)

Hinweise zur Güte des Indikators

  • Die AQI eignet sich als leicht zu regionalisierende Variable, um im Rahmen wissenschaftlicher Analysen die Ausbildungsmarkt-verhältnisse für die ausbildungsinteressierten Jugendlichen relativ valide abzubilden.
  • Die AQI steht in einem mehr oder weniger engen statistischen Verhältnis zur EQI, von der sie sich nur durch die unterschiedliche Ausprägung im Zähler unterscheidet, wobei die AQI im Zähler auf den Ausbildungsangeboten und in der EQI auf den neu abgeschlos-senen Ausbildungsverträgen basiert (EQI=Eimündungsquote der Ausbildungsinteressierten, Siehe Kap. 6.3.2).

Grenzen der Berechnung:

  • Pendlerbewegungen nehmen auf die Ausprägungen des Indikators Einfluss. Denn die Ausbildungsplatzangebote bzw. die neuen Ausbildungsverträge sind nach Betriebsort und nicht nach Wohnort zugeordnet, die registrierten Ausbildungsstellen-bewerber/-innen dagegen nach Wohnort. Kommt es zu Abweichungen zwischen Betriebsort und Wohnort, werden die Angebotsquoten für jene Regionen zu hoch eingeschätzt, in denen es mehr Aus- als Einpendler/-innen gibt. Umgekehrtes gilt für Regionen mit einem Einpendlerüberschuss. Die statistischen Verzerrungen sind aber von begrenztem Ausmaß.
  • Die Zahl der nicht einmündenden Bewerber/-innen (als Teil des Nenners) ergibt sich durch Abzug der einmündenden Bewerber/-innen von der Gesamtzahl aller gemeldeten Bewerber/-innen. Da aber zu den nicht einmündenden Bewerbern auch unbekannt Verbliebene gerechnet werden, ist nicht auszuschließen, dass hierunter auch Personen zu finden sind, die faktisch (und ohne die BA davon in Kenntnis zu setzen) eine Berufsausbildung beginnen konnten. Umgekehrt ist nicht auszuschließen, dass ein Teil der einmündenden Bewerber/-innen nicht mit den Bewerberinnen und  Bewerbern mit neu abgeschlossenen Ausbildungsvertrag gleichgesetzt werden kann, da sie keinen Vertrag unterschreiben (schulische Ausbildung in BBiG-Berufen) oder aber die begonnene Berufsausbildung bereits in der Probezeit abbricht. Darüber hinaus gibt es auch Bewerber/-innen, die sich aus einem bestehenden Ausbildungsverhältnis auf eine anderer Ausbildungsstelle bewerben.

Sonstige Interpretationshinweise / (Häufig gestellte Fragen) 

  • Erfolglose Ausbildungsstellenbewerber/-innen, die sich für eine Alternative entschlossen (z. B. erneuter Schulbesuch, Studium, Erwerbstätigkeit, berufsvorbereitende Maßnahme) und am 30. September nicht mehr oder vorerst nicht mehr nach einer Berufsausbildungsstelle suchen, werden weder im Rahmen der „klassischen“ noch im Rahmen der „erweiterten“ Nachfrage-defintion zu den Ausbildungsplatznachfragern gerechnet. Dies führt insofern zu einer Untererfassung des tatsächlichen Interesses an einer Berufsausbildung, als Ende September – mehrere Wochen nach Beginn des neuen Ausbildungsjahres – viele erfolglose Bewerber/-innen ihre Suche bereits aufgegeben bzw. auf nachfolgende Ausbildungsjahre verschoben haben.
  • Die AQI eignet sich als leicht zu regionalisierende Variable, um im Rahmen wissenschaftlicher Analysen die Ausbildungsmarktverhältnisse für die ausbildungsinteressierten Jugendlichen relativ valide abzubilden.

Zentrale und aktuelle Veröffentlichungen

CHRIST, ALEXANDER; SCHUß, ERIC; MILDE, BETTINA; GRANATH, RALF-OLAF (2023): Die Entwicklung des Ausbildungsmarktes im Jahr 2022. Fachbeitrag, Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB).
URL: https://www.bibb.de/de/168852.php