Arbeitsmarktorientierte Aus- und Fortbildung nach deutschem Vorbild
Delegation aus den Palästinensischen Autonomiegebieten zu Besuch im BIBB
Im Rahmen einer 5-tägigen Studienreise trafen sich Vertreter der palästinensischen Berufsbildungspolitik und der palästinensischen Wirtschaft am 2. Juni 2016 mit Experten aus dem Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) um sich über das deutsche duale Berufsbildungssystem zu informieren.
Zu der hochrangigen Delegation unter Leitung von Khalil Y. A. Rezeq, Präsident des palästinensischen Dachverbands der Kammern (FPCCIA – Federation of Palestinian Chambers of Commerce) und Nasser S. A. Qatami, Vizepräsident des palästinensischen Arbeitsministeriums (MoL – Ministry of Labour), gehörten Präsidenten der einzelnen Kammern und Direktoren der Berufsbildungszentren. Ziel der Besucher aus den Palästinensischen Autonomiegebieten war es, mehr über das Zusammenwirken der Wirtschaft mit der staatlichen Berufsbildungspolitik am Beispiel Deutschlands zu lernen.
Im Fokus der Veranstaltung im BIBB stand der Erfahrungsaustausch über bedarfsorientierte Entwicklung der beruflichen Aus- und Weiterbildung. In seiner Begrüßungsrede hob BIBB-Präsident Prof. Dr. Friedrich Hubert Esser lobend die bisherigen Fortschritte in der Entwicklung der palästinensischen Berufsbildung hervor, die sich beispielsweise an der Einführung eines palästinensischen Qualifikationsrahmens im letzten Jahr belegen lassen. Der Besuch in Deutschland dient nicht nur dazu, die Gäste aus dem Nahen Osten über das deutsche System zu informieren, sondern sollte auch als Gelegenheit genutzt werden „mehr über das palästinensische Berufsbildungssystem zu erfahren und die Projekte vor Ort kennenzulernen“, so Esser.
Der Schwerpunkt der Präsentation und Diskussion lag auf dem Zusammenwirken von Arbeitnehmern, Arbeitgebern und den staatlichen Akteuren bei der Gestaltung des deutschen Berufsbildungssystems. Die Delegation zeigte besonderes Interesse an der Rolle der Sozialpartner und dem Zusammenwirken der Akteure bei der Ausgestaltung und Überarbeitung von Ausbildungsordnungen. „Nur wenn die Sozialpartner beteiligt werden, ist sichergestellt, dass die Standards der Praxis genügen“, erklärte Peter Rechmann von der Zentralstelle der Bundesregierung für internationale Berufsbildungskooperation - GOVET im BIBB. So profitieren alle Beteiligten von der Kooperation. Letztendlich ist eine „gute Ausbildung der Weg zu Beschäftigung und Einkommen.“
Die Delegationsreise findet im Kontext des Berufsbildungs-Partnerschaftsprojekt (BBP) statt, das die Handwerkskammer (HWK) zu Köln seit Oktober 2015 mit den palästinensischen Kammern und Verbänden sowie berufsbildenden Einrichtungen unterhält. Gefördert wird das Projekt vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Ziel der ersten Projektphase (Laufzeit bis September 2018) ist es, durch eine aktive Zusammenarbeit von Kammern, Verbänden und staatlichen Stellen, die Berufsbildung in Palästina nachhaltig zu verbessern. Das Projekt sieht unter anderem vor, dass die Kammern eigene Berufsbildungsabteilungen einrichten. Unter Einsatz eines HWK Experten wurde bereits im April dieses Jahres ein erster Trainingsworkshop für die Berufsbildungsabteilungen erfolgreich durchgeführt.
Im nächsten Schritt werden im Rahmen des Projekts die folgenden Maßnahmen umgesetzt:
- Einrichtung von technischen Weiterbildungsangeboten an allen palästinensischen Kammern
- Verbesserung der Lehrbefähigung der palästinensischen Lehrer an den Kooperationsberufsschulen
- Verbesserung der notwendigen Ausrüstungen in den Workshops der Kooperationsberufsschulen
Bereits in der Vergangenheit gab es eine erfolgreiche Kooperation zwischen dem BIBB, der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und den Palästinensischen Autonomiegebieten. Unter anderem wurden ein palästinensischer Qualifikationsrahmen, sowie palästinensische Berufsklassifikationen entwickelt und ein Finanzierungskonzept für das Berufsbildungssystem erarbeitet.