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Ausbildungsbeteiligungsquote (AQ)

Systematische Indikatorenbeschreibung

Name

Ausbildungsbeteiligungsquote (AQ)

Definition

Die Ausbildungbeteiligungsquote ist definiert als Anteil der Wohnbevölkerung, der eine duale Berufsausbildung (BBiG/HwO) beginnt. Dabei wird nicht berücksichtigt, in welchem Alter dies erfolgt und wie lange der Übergang von der allgemeinbildenden Schule bis zur Berufsausbildung dauert.

Genauer wird mit der Ausbildungsbeteiligungquote der rechnerische Anteil einer (synthetischen) Alterskohorte in der Wohnbevölkerung ermittelt, der einen Ausbildungsvertrag im dualen System abschließt.

Der Indikator kann nur als grobe Schätzgröße für den Anteil (einer Alterskohorte) der Wohnbevölkerung, der einen Ausbildungsvertrag im dualen System abschließt, betrachtet werden.

Zweck des Indikators

Der Indikator

  • beschreibt die quantitative Bedeutung der dualen Berufsausbildung;
  • gibt Hinweise darauf, wie gut verschiedene Personengruppen in die duale Berufsausbildung integriert sind.

Achtung: Für Betrachtungen der Berichtsjahre nach 2008 sollte dieser Indikator i. d. R. nicht mehr verwendet werden. Lediglich für längere Zeitvergleiche, die die Jahre vor 2008 einschließen kann er noch erforderlich sein. Ab Berichtsjahr 2009 verwendet das BIBB stattdessen die Ausbildungsanfängerquote (AAQ), da diese die durch mehrfache Abschlüsse von Ausbildungsverträgen derselben Person in der Bildungsbiografie bedingte Überschätzung der Ausbildungsbeteiligung vermeidet.r.

Ergebnisdarstellung des Indikators

Im Jahr 2008* ergab sich ein rechnerischer Anteil von 64,6 % der Wohnbevölkerung, der einen Ausbildungsvertrag im dualen System abschloss.

* Für das Berichtsjahr 2009 wurden AQ und AAQ berechnet, sodass das Ausmaß der Überschätzung durch die AQ deutlich wird. Siehe hierzu die Zusatztabelle „Ausbildungsbeteiligungsquote und Ausbildungsanfängerquote 2009“ in DAZUBI-Online

Bezugsgrößen

Für Neuabschlüsse insgesamt in allen Berichtsjahren und für weitere Differenzierungen (Männer, Frauen, Deutsche, Ausländer) ab Berichtsjahr 2007 gilt:

Zähler:
Auszubildende mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag differenziert nach Alter.

Nenner:
Wohnbevölkerung differenziert nach Alter.

Anmerkung zu den Bezugsgrößen:
Auszubildende mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag stellen nicht zwingend Ausbildungsanfänger/-innen dar, da Ausbildungsverträge auch bei Berufs- oder Betriebswechsel neu abgeschlossen werden. Dementsprechend können einzelne Personen mehrfach gezählt werden, wenn sie im Betrachtungszeitraum mehr als einen Ausbildungsvertrag neu abgeschlossen haben.

Für die Auszubildenden mit Neuabschluss im Zähler werden die Auszubildenden im Alter von maximal 16 und mindestens 24 Jahren jeweils zur unteren und oberen „Grenz-Gruppe“ zusammengefasst (die Teilquote der 16-Jährigen enthält im Zähler die Zahl der Auszubildenden mit Neuabschluss im Alter von 16 Jahren und jünger; die Teilquote der 24-Jährigen enthält im Zähler die Zahl der Auszubildenden mit Neuabschluss im Alter von 24 Jahren und älter). Für die Zahl der Wohnbevölkerung im Nenner werden in den Grenzgruppen keine Zusammenfassungen vorgenommen: Die Teilquote der 16-Jährigen enthält im Nenner die Zahl der Wohnbevölkerung nur im Alter von 16 Jahren (nicht jünger) und die Teilquote der 24-Jährigen enthält im Nenner die Zahl der Ausbildungsanfänger nur im Alter von 24 Jahren (nicht älter).

Berechnungsformel

i = Alter

Auszubildende mit Neuabschluss im Alter von „16 und jünger“ werden in der unteren Altersgruppe zusammengefasst, jene im Alter von „24 und älter“ werden in der oberen Altersgruppe zusammengefasst. Bezüglich der Wohnbevölkerung gehen die einzelnen Altersjahrgänge von 16 bis 24 je Teilquoten ein.

Auf Basis der Aggregatdaten der Berufsbildungsstatistik (bis Berichtsjahr 2006) lagen Altersangaben nur für die Neuabschlüsse insgesamt vor. In den Differenzierungen nach den Personengruppen von Auszubildenden (Männer und Frauen sowie deutsche und ausländische Auszubildende) fehlte die Altersangabe. Deshalb konnte für die weitere Personendifferenzierung nur eine ungenauere Berechnungsweise mit folgender Berechnungsformel erfolgen.

Der Auszubildendenbestand ist dabei der Bestand an Auszubildenden des dualen Systems (BBiG/HwO) zum Stichtag 31.12. Personen, die zwar im Kalenderjahr irgendwann Auszubildende waren, dies jedoch am 31.12. des Berichtsjahres nicht mehr sind, werden bei der Auszubildendenbestandszahl nicht einbezogen.

Hinweis: In der Formel wird durch drei Altersjahrgänge (18 bis unter 21) dividiert, da angenommen wird, dass auch im Bestand im Durchschnitt drei Ausbildungsjahrgänge enthalten sind. Es wird angenommen, dass die Wohnbevölkerung im Alter von 18 bis unter 21 im Wesentlichen die ausbildungsrelevanten Jahrgänge abbilden. Die im Nenner verwendeten Altersjahrgänge der Wohnbevölkerung wurden im Jahr 2006 nach oben angepasst (siehe hierzu Uhly 2006).

Mögliche Differenzierungen

  • Berichtsjahre
  • Geschlecht (vor 2007 nur mit alternativer Berechnungsweise)
  • Staatsbürgerschaft (Deutschland/Ausland) (vor 2007 nur mit alternativer Berechnungsweise)
  • West-/Ostdeutschland

Datenquellen

  • Berufsbildungsstatistik der statistischen Ämter des Bundes und der Länder (Erhebung zum 31.12.)
  • Bevölkerungsfortschreibung (Destatis)

Stichtag/Betrachtungszeitraum

Stichtag: 31.12.

  • Neu abgeschlossene Ausbildungsverträge des Kalenderjahres, die bis zum 31.12. nicht gelöst wurden; Wohnbevölkerung am 31.12. des Berichtsjahres.
  • Für die Differenzierung nach Personengruppen:

Auszubildendenbestand am 31.12. und Wohnbevölkerung am 31.12. des Berichtsjahres.

Brüche in der Zeitreihe

Die Bevölkerungsdaten ergeben sich jeweils durch Fortschreibungen des Statistischen Bundesamtes auf Basis des aktuellsten Zensus. Dieser fand zuletzt 2011 statt. Dementsprechend hat sich die Fortschreibungsbasis von den Jahren ab 2011 zu den Jahren vor 2011 verändert, wodurch es zu einem leichten, methodisch bedingten Bruch der Zeitreihen bei den Bevölkerungsdaten von 2010 zu 2011 kommen kann. Ab dem Berichtsjahr 2022 wird der Zensus 2022 (Stichtag 15. Mai) relevant.

Bis einschließlich Berichtsjahr 2006 konnte die Ausbildungsbeteiligungsquote differenziert nach Personengruppen (Geschlecht und Staatsbürgerschaft) nur näherungsweise berechnet werden, da für Neuabschlüsse keine nach Personenmerkmalen differenzierten Altersangaben vorlagen. Stattdessen musste auf Angaben zum Auszubildendenbestand zurückgegriffen werden (siehe Berechnungsformel). Mit dem Auszubildendenbestand wurde statt einer Teilquotensumme eine einfache Quote berechnet, indem die Gesamtzahl der differenzierten Auszubildenden (also bspw. deutsche/ausländische Auszubildende) in Relation zur Zahl der Wohnbevölkerung in drei ausbildungsrelevanten Altersjahrgängen gesetzt wurden. Bis einschließlich Berichtsjahr 2005 wurde dafür zunächst die Wohnbevölkerung im Alter von 15 bis unter 18 verwendet. Ab Berichtsjahr 2006 wurden die verwendeten Altersjahrgänge angepasst und die Wohnbevölkerung im Alter von 18 bis unter 21 verwendet, da diese sich als die ausbildungsrelevanteren Jahrgänge herausstellten. Außerdem wurde für die ausländische Wohnbevölkerung die Daten der Bevölkerungsfortschreibung anstelle des Ausländerzentralregisters verwendet. Mit der Revision der Berufsbildungsstatistik (in Kraft ab 01.04.2007) wurde die Statistik von einer Aggregatdaten- auf eine Einzeldatenerfassung umgestellt, sodass alle erfassten Merkmale (unter anderem also auch Alter, Geschlecht, Staatsbürgerschaft) und Zählgrößen (also unter anderem Auszubildendenbestand, Neuabschlüsse oder Absolventen) frei kombinierbar sind. Seitdem ist die exakte Berechnung der AQ mittels des Quotensummenverfahrens nicht nur für alle Auszubildende mit Neuabschluss insgesamt, sondern auch für die Auszubildenden mit Neuabschluss differenziert nach einzelnen Personenmerkmalen wie Geschlecht und Staatsbürgerschaft möglich. Diese exakter berechnete Ausbildungsbeteiligungsquote für einzelne Personengruppen wird seit Berichtsjahr 2008 ausgewiesen (aber nur noch für Vergleiche im längerfristigen Zeitverlauf verwendet, da die AQ bereits durch die Ausbildungsanfängerquote [AAQ] als bessere rechnerische Quote der Ausbildungsbeteiligung ersetzt wurde). Die als einfache Quoten berechneten AQs sind nicht mit den AQs nach Teilquotensummen vergleichbar und weichen teilweise erheblich voneinander ab.

In den Berichtsjahren 2007 bis 2020 galt eine leicht andere Neuabschlussdefinition als vor 2007 bzw. ab 2021. Die AQ wurde jedoch bislang nicht rückwirkend mit der neuen Definition neuberechnet, da die ältere Berechnungsweise der AQ im Wesentlichen nur mit den früheren Aggregatdaten erfolgte.
 

Hinweise zur Güte des Indikators

Für Betrachtungen der Berichtsjahre nach 2008 sollte dieser Indikator nicht verwendet werden, sondern lediglich für längere Zeitvergleiche, die die Jahre vor 2008 einschließen. Ab Berichtsjahr 2009 verwendet das BIBB stattdessen die Ausbildungsanfängerquote (AAQ), da diese die durch mehrfache Abschlüsse von Ausbildungsverträgen derselben Person in der Bildungsbiografie bedigte Überschätzung der Ausbildungsbeteiligung vermeidet und somit einen besseren Indikator für die Schätzung der Ausbildungsbeteiligung Jugendlicher darstellt.

Der Indikator liegt mit gut einem Jahr Zeitverzug vor.

Da für vor dem Jahr 2021 begonnene Ausbildungsverträge der Wohnort der Auszubildenden nicht erhoben wurde, wurden bei der regional differenzierten Berechnung der Ausbildungsbeteiligungsquote Auszubildende mit Neuabschlüssen nicht nach ihrem Wohnort, sondern nach dem Ort ihrer Ausbildungsstätte (gemäß des erhebenden Statistischen Landesamtes) zugeordnet. Dies entspricht nicht der regionalen Zuordnung der Bevölkerung, bei der der Wohnort ausschlaggebend ist. Dementsprechend folgte die regionale Zuordnung von Zähler und Nenner unterschiedlichen Kriterien und Pendlerbewegungen, die bei Ausbildungsbeginn vor 2021 aufgrund des fehlenden Wohnorts nicht berücksichtigt werden konnten, verzerrten die Quote bei regionalen Differenzierungen. Die Verzerrung resultierte daraus, dass Auszubildende mit Neuabschlüssen, die ihren Erstwohnsitz nicht am Ausbildungsort haben, bei den Neuabschluss-Zahlen für eine andere Region gezählt wurden als bei der Wohnbevölkerung. Für Regionen mit einer hohen Anzahl an Einpendlern (Auspendlern) unter den Ausbildungsanfängern bzw. Ausbildungsanfängerinnen wurde die AQ deshalb überschätzt (unterschätzt). Deshalb berechnete das BIBB die Quote nur für das gesamte Bundesgebiet und in regionaler Differenzierung nur für Ost- und Westdeutschland, nicht aber für die einzelnen Bundesländer oder gar Gemeinden.

Zur Berechnung der AQ werden Neuabschlusszahlen – keine Anfängerzahlen – verwendet. Da Personen im Laufe der Bildungsbiografie mehrfach Ausbildungsverträge neu abschließen können, überschätzt dieser Indikator den Anteil der Personen in der Wohnbevölkerung, der einen Ausbildungsvertrag im dualen System abschließt (Personen mit mehreren Neuabschlüssen in ihrer Bildungsbiografie werden mehrfach gezählt und überhöhen dadurch die AQ). Bis 2008 konnte die Zahl der Ausbildungsanfänger/-innen allerdings nicht ermittelt werden (in 2007 war die Revision der Berufsbildungsstatistik in der Praxis noch nicht voll umgesetzt bzw. die Meldungen zu den neuen Merkmalen der Berufsbildungsstatistik noch nicht hinreichend valide). Bis zur Revision lagen noch keine Merkmale zur Abgrenzung der Ausbildungsanfänger/-innen vor. Zum Vergleich von AQ und AAQ für das Berichtsjahr 2009 siehe Zusatztabelle „Ausbildungsbeteiligungsquote und Ausbildungsanfängerquote 2009“ in DAZUBI-Online.

Die Ausbildungsbeteiligungsquote kann erst seit 2007 für verschiedene Personengruppen getrennt nach dem Quotensummenverfahren berechnet werden. Zuvor war für Männer und Frauen sowie Personen mit und ohne deutschen Pass eine Abweichung der Berechnungsweise basierend auf Bestandszahlen erforderlich. Die als einfache Quoten berechneten AQ sind nicht mit den AQ nach Teilquotensummen vergleichbar.

Sonstige Interpretationshinweise (Häufig gestellte Fragen)

Kann die AQ auch noch für Jahre nach 2008 verwendet werden?

  • Für Betrachtungen der Berichtsjahre nach 2008 sollte die AQ nicht mehr als Indikator zur Schätzung der Ausbildungsbeteiligungen junger Leute verwendet werden. Stattdessen sollte zu diesem Zweck ab Berichtsjahr 2009 (möglich auch schon ab BJ 2008) die Ausbildungsanfängerquote (AAQ) betrachtet werden, da diese die durch mehrfache Abschlüsse von Ausbildungsverträgen derselben Person in der Bildungsbiografie bedingte Überschätzung der Ausbildungsbeteiligung vermeidet und somit einen besseren Schätzer für die Ausbildungsbeteiligung darstellt. Lediglich für Vergleiche im längeren Zeitverlauf, bei dem auch die Ausbildungsbeteiligung vor 2008 einfließen soll, muss noch die AQ verwendet werden.

Welche Auswirkungen haben demografische Schwankungen?

  • Demografische Schwankungen sind kontrolliert, da der Bezug immer auf die Alterskohorten in der aktuellen Wohnbevölkerung hergestellt wird. Sich verändernde Bevölkerungsstrukturen fließen demnach immer direkt in die Berechnung mit ein.

Zentrale und aktuelle Veröffentlichungen

UHLY, ALEXANDRA; GERICKE, NAOMI: Neuberechnung der Ausbildungsbeteiligungsquoten – Neuerungen der Berufsbildungsstatistik aus 2007 ermöglichen erstmals genauere Berechnung differenzierter Quoten für Personengruppen. Bonn, 2010 – URL: https://www.bibb.de/dokumente/pdf/a21_ausweitstat_informationsbeitrag-uhly-gericke_neuberechnung-ausbildungsbeteiligungsquote.pdf

UHLY, ALEXANDRA: Neue Berechnungsweise der Ausbildungsbeteiligungsquote ausländischer Jugendlicher. In: Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis 35 (2006) 3, S. 56 - 57. Bonn, 2006 – URL: https://www.bibb.de/veroeffentlichungen/de/publication/download/1130

UHLY, ALEXANDRA: Zur Neuberechnung der Ausbildungsbeteiligungsquote ausländischer Jugendlicher. Bonn, 2006 – URL: https://www.bibb.de/dokumente/pdf/dazubi_informationsbeitrag-uhly_neuberechnung-ausbildungsbeteiligungsquote-ausl.pdf

GERICKE, NAOMI: Alter der Auszubildenden und Ausbildungsbeteiligung der Jugendlichen im dualen System. In: BUNDESINSTITUT FÜR BERUFSBILDUNG (Hrsg.): Datenreport zum Berufsbildungsbericht 2014: Informationen und Analysen zur Entwicklung der beruflichen Bildung, S. 137 144. Bonn, 2014

GERICKE, NAOMI: Ausbildungsbeteiligung der Jugendlichen. In: BUNDESINSTITUT FÜR BERUFSBILDUNG (Hrsg.): Datenreport zum Berufsbildungsbericht 2010: Informationen und Analysen zur Entwicklung der beruflichen Bildung, S. 179 185. Bonn, 2010

Ab Berichtsjahr 2009 wird statt der Ausbildungsbeteiligungsquote (AQ) vornehmlich die Ausbildungsanfängerquote (AAQ) veröffentlicht, da diese methodisch- bzw. datenbedingte Verzerrungen gegenüber der AQ verringert.
Veröffentlichung der Ausbildungsanfängerquote (AAQ) zum Berichtsjahr: Mit 1,5 Jahren Verzögerung, jeweils im April im Berufsbildungsbericht bzw. im Datenreport zum Berufsbildungsbericht im Kapitel „Alter der Auszubildenden und Ausbildungsbeteiligung der Jugendlichen im dualen System“ – URL: https://www.bibb.de/datenreport/de/index.php