DECVET
Entwicklung eines Leistungspunktesystems zur Verbesserung von Durchlässigkeit und Transparenz
In zehn betrieblichen Pilotprojekten sollten transferierbare Verfahren zur Anrechnung von Kompetenzen und Lernergebnissen entwickelt und erprobt werden, die es ermöglichen, die Mobilität und Durchlässigkeit innerhalb und zwischen den Bildungsbereichen zu verbessern.
Ergebnisse: Vergleichbarkeit ermöglichen – Kooperation fördern
Innerhalb ihrer rund vierjährigen Laufzeit haben die deutschlandweit verorteten Pilotprojekte Verfahren entwickelt, um Lernergebnisse bei einem Wechsel von einem Teilbereich der beruflichen Bildung in einen anderen besser bestimmbar, bewertbar und anrechenbar zu machen.
Mit der Pilotinitiative DECVET konnte gezeigt werden, dass sowohl auf curricularer als auch auf Subjektebene die Übertragbarkeit von Lernergebnissen (Anrechnungsverfahren) möglich ist. Es wurde festgestellt, dass hierbei die Kooperation der beteiligten Einrichtungen unterstützend wirkt, während die Einführung von Leistungspunkten für die Erhöhung von Durchlässigkeit in der beruflichen Bildung nur eine geringe Rolle spielt.
Die in DECVET entwickelten Verfahren orientieren sich dabei an den Gegebenheiten des deutschen Berufsbildungssystems (u. a. duales Berufsbildungssystem, Berufskonzept, BBiG) sowie an bereits existierenden Programmen und Ergebnissen von Projekten zur Anrechnung und Erfassung von Kompetenzen im deutschen Bildungssystem (z.B. aus der BMBF-Förderinitiative "Anrechnung beruflicher Kompetenzen auf Hochschulstudiengänge ANKOM") und ergänzen diese durch die Bestrebungen, standardisierte Verfahren zu entwickeln, die eine Vergleichbarkeit zulassen. Zudem berücksichtigten die zehn Pilotprojekte die auf europäischer Ebene entwickelten Rahmenbedingungen und Eckpunkte (Europäischer Qualifikationsrahmen EQR, Europäisches Leistungspunktesystem für die berufliche Bildung ECVET).
Ziele und Inhalte
Ziel der Pilotinitiative war es, ein Modell zur Übertragung von Lernergebnissen von einem Teilbereich der beruflichen Bildung in einen anderen zu entwickeln und damit die Durchlässigkeit in der beruflichen Bildung zu erhöhen.
Dadurch sollte es möglich werden, neue Bildungswege zu öffnen und durchgängiger zu gestalten sowie zu einer besseren Verknüpfung der Lernformen und zu einer Kooperation der Bildungsinstitutionen beizutragen.
Die systematische Entwicklung von Verfahren zur Erfassung, Anrechnung und Anerkennung von Lernergebnissen und Kompetenzen war auf folgende vier Schnittstellen bezogen:
- zwischen Berufsausbildungsvorbereitung und dualer Ausbildung (I)
- innerhalb der dualen Berufsausbildung bzgl. gemeinsamer berufsbildübergreifender Qualifikationen in einem Berufsfeld (II)
- zwischen dualer und vollzeitschulischer Berufsausbildung (III) sowie
- zwischen dualer Berufsausbildung und beruflicher Fortbildung (des Bundes nach §§ 53 und 54 BBiG) (IV).
Forderung nach Lernergebnisorientierung
Mit den in DECVET entwickelten Lernergebniseinheiten wird Bezug genommen auf die stetige Forderung nach Lernergebnisorientierung. Im dualen System bedeutet dies, die starre Trennung zwischen betrieblichen und schulischen Ordnungsmitteln aufzulösen und nonformal und informell erworbene Lernergebnisse einzubeziehen. Diese unter Einbeziehung betrieblicher Materialien, Arbeitsplatzanalysen und Expertenvoten identifizierten Lernergebnisse wurden einerseits auf entsprechenden Kompetenzmodellen abgebildet und mittels Taxonomien beschrieben. Somit gelang es, Lernergebniseinheiten zu entwickeln, die mit dem jeweiligen Bezug auf die Schnittstelle eine Berufsspezifik aufwiesen oder sich durch einen berufsfeldweiten Bezug auszeichneten.
Will man Lernergebnisse übertragen, ist eine individuelle Lernergebnisfeststellung zwingend erforderlich. Die in DECVET entwickelten und erprobten Verfahren orientieren sich an den beruflichen Anforderungen und zielen auf die Erfassung der vollständigen beruflichen Handlung. Sie dienen jedoch nicht als Ersatzsystem für das existierende Prüfungswesen, sondern als Ergänzung im Sinne einer Lernstandsfeststellung.
Zur Umsetzung der am Lernergebnis orientierten Verfahren war es erforderlich, Konzepte zur Qualifizierung des Bildungspersonals zu entwickeln und diese auch durch entsprechende Handbücher zu dokumentieren. Die so erfassten Lernergebnisse können anschließend für eine Anrechnung dokumentiert werden.
Wissenschaftliche Begleitung und Beirat
Wissenschaftlich begleitet wurde die Pilotinitiative von einem Konsortium der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und der Friedrich-Schiller-Universität Jena.
Ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung einberufener Beirat aus Vertretern der Bundesagentur für Arbeit, der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, des Deutschen Gewerkschaftsbunds, des Deutschen Industrie- und Handelskammertags, der IG Bergbau, Chemie, Energie, der IG Metall, des Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt, des Thüringer Ministeriums für Wirtschaft, Technologie und Arbeit sowie des Zentralverbands des Deutschen Handwerks unterstützte, beriet und begleitete die Durchführung der Pilotinitiative.
Projekt-Nummer: 3.0.558
Laufzeit: I/07 – III/12