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Zentrale Bedeutung der beruflichen Bildung – Ideen gewünscht – Querdenken möglich

Bundesministerin Wanka diskutiert im BIBB mit dem „Parlament der Berufsbildung“

23.06.2016

Zum Meinungsaustausch besuchte die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Frau Prof. Dr. Johanna Wanka, am 21.06.2016 die Sommersitzung des BIBB-Hauptausschusses. Im Mittelpunkt ihres Statements und der Gespräche mit den Mitgliedern des auch als „Parlament der Berufsbildung“ bezeichneten Gremiums standen die Chancen, die Herausforderungen und die Stärkung der beruflichen Bildung. Dabei betonte die Ministerin direkt zu Beginn ihren intensiven Dialog mit dem BIBB, die Vielzahl der für Forschung, Politik und Praxis relevanten BIBB-Aktivitäten und die zentrale Bedeutung der beruflichen Aus- und Weiterbildung in Deutschland.

Ausführlich diskutierten die Ministerin und die im Hauptausschuss vertretenen Beauftragten der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer, der Länder und des Bundes vor allem die Balance zwischen akademischer und beruflicher Bildung und Aspekte der Durchlässigkeit, die Veränderungen in der Arbeitswelt und der beruflichen Bildung durch Digitalisierung sowie Chancen und Ansätze bei der Integration geflüchteter Menschen.

Nach Überzeugung aller Anwesenden gilt es, die berufliche und die akademische Ausbildung nicht in Konkurrenz zueinander zu sehen, sondern die Chancen beider Bildungswege deutlich zu machen. Dass sich in den letzten Jahren die Durchlässigkeit deutlich gesteigert habe, wurde in der Runde ebenso positiv vermerkt wie noch bestehende Hürden, beispielsweise in Form von Eingangsprüfungen oder Probesemestern für beruflich Qualifizierte. Als wichtige Punkte wurden der Ausbau der Berufsorientierung in der 7./8. Klasse bzw. auch an Gymnasien in der 10./11. Klasse sowie die Studienaussteiger-Beratung genannt.

Breiten Raum nahm die Integration geflüchteter Menschen in und durch berufliche Bildung ein. Hier biete sich eine große Chance, wenn die Integration gelinge. Es gelte, speziell bei den Geflüchteten für die duale Ausbildung, ihre Bandbreite und ihre großen Möglichkeiten zu werben. Das System der dualen Berufsbildung sei den meisten Geflüchteten gänzlich unbekannt und würde deshalb nicht als Chance begriffen. Als wichtige Aspekte wurden die Förderung und spezielle Fortbildung der Berufsschullehrer/-innen, die positive Rolle des Übergangsbereichs als hilfreiches Instrument gerade zur Heranführung junger Geflüchteter an eine Ausbildung und die Beteiligung junger Frauen, die stärker in den Blick genommen werden müssten, diskutiert. Mehrfach geäußert wurde, dass es wichtig sei, keine Sonderwege oder Ausbildungen „2. Klasse“ zu implementieren, sondern die vorhandenen Möglichkeiten zu nutzen, so beispielsweise auch die einer Teilzeitausbildung neben Familie, Arbeit und/oder Sprachkurs. Auch die dringend nötige Sprachkompetenz könne im Arbeitskontext schnell weiterentwickelt werden.

Weiteres zentrales Thema war die Digitalisierung – Stichwort „Industrie 4.0“, wobei dieser Begriff nicht nur die Industrie meine, sondern die Umstrukturierung der Arbeitswelt und ihrer Abläufe insgesamt. Es gelte, gerade im mittleren Arbeitsmarktsegment die nötigen Qualifikationen zu vermitteln. Die gute Position großer Unternehmen müsse in die Fläche getragen und für kleine und mittlere Unternehmen ebenso erreicht werden. Dies erfordere eine Bildungs- und Qualifizierungsoffensive; vielfältige Ansätze gebe es schon bei überbetrieblichen Berufsbildungsstätten (ÜLU oder ÜBS). Ideen aller Beteiligten seien hier nötig, auch aus dem Kreis der Anwesenden und ihrer Institutionen, so Bundesministerin Wanka. Projekte, Befragungen und Untersuchungen von Berufsbildern laufen im BIBB, um Ansätze für nötige Veränderungen zu ermitteln (siehe Themenseite "Wirtschaft 4.0 - Digitalisierung der Arbeitswelt")

Die Rolle des BIBB als Forschungsinstitut gebe auch Raum für „visionäres Querdenken“, so abschließend die Ministerin, die den Dialog mit dem Hauptausschuss auch in Zukunft fortführen will.