BIBB-Modellversuche
Die Förderung von Modellversuchen einschließlich ihrer wissenschaftlichen Begleituntersuchung ist gesetzliche Aufgabe des BIBB. Modellversuche sind ein Instrument zur exemplarischen Entwicklung und Erprobung neuer, innovativer Lösungsansätze, die zur qualitativen Verbesserung der beruflichen Bildung beitragen und Entwicklungshilfen für eine Modernisierung bereitstellen können. Sie werden im Bereich der außerschulischen beruflichen Bildung ("Wirtschaftsmodellversuche") durch das BIBB nach Weisung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) nach § 90 Abs. 3 Nr. 1d BBiG gefördert. Wirtschaftsmodellversuche zielen auf den Transfer von Innovationen und Erkenntnissen in Praxis, Wissenschaft und Politik.
Drei Modellversuchs-Förderschwerpunkte werden nachfolgend beschrieben.
Berufsbildung für nachhaltige Entwicklung 2015-2019
Nachhaltige Entwicklung erfordert einen Paradigmenwechsel in Wirtschaft und Arbeitswelt. Sie benötigt einen Bewusstseinswandel und eine nachhaltigkeitsorientierte Gestaltungs- und berufliche Handlungskompetenz. Hierzu sollen die Modellversuche Lösungskonzepte entwickeln. Bewusstsein und Verantwortung für nachhaltige Entwicklung in der Arbeitswelt soll damit in das berufliche Handeln und in die berufliche Identität einfließen und zur Modernisierung und Attraktivität der Berufsbildung sowie zur Fachkräftesicherung beitragen.
Der Modellversuchsförderschwerpunkt misst der strukturellen Verankerung der zu entwickelnden Konzepte im Berufsbildungssystem besondere Bedeutung bei. Die Modellversuche sollen zum Leitgedanken des Weltaktionsprogramms „Vom Projekt zur Struktur“ beitragen. Es wird besonderer Wert daraufgelegt, dass Transferakteure, Prozess- und Machtpromotoren die Verstetigung der nachhaltigen Entwicklung in der Berufsbildung unterstützen.
- Förderlinie I
Entwicklung von Ausbildungs- und Qualifizierungskonzepten zur Nachhaltigkeit in kaufmännischen - Förderlinie II
Gestaltung eines nachhaltigen Lernortes in Berufsbildungseinrichtungen - Förderlinie III
Entwicklung von domänenspezifischen Nachhaltigkeitskompetenzen in Lebensmittelhandwerk und -Industrie
Qualitätsentwicklung und -sicherung in der betrieblichen Berufsausbildung
Qualitätsentwicklung und -sicherung ist ein Dauerthema in der beruflichen Bildung. Verstärkt wird es zurzeit einerseits über die Herausforderung den Bedarf an qualifizierten Fachkräften zu decken und andererseits die berufliche Bildung auch in Konkurrenz zu den Hochschulen attraktiv zu gestalten. Nicht zuletzt verlangt die Europäische Union europaweit vergleichbare Standards und Verfahren der Mitgliedsländer für Qualitätssicherung auf allen Ebenen der beruflichen Bildung, um den Aufbau des gemeinsamen Bildungsraums zu fördern. In zehn Modellprojekten wurden - ausgehend von den konkreten Erfahrungen und Bedarfen in vor allem Klein- und Mittelbetrieben - Strategien und Konzepte entwickelt und erprobt, mit dem Ziel, die anspruchsvollen Standards und Regelungen des Berufsbildungssystems im Alltag mit Leben zu füllen. Lösungen fanden die Modellprojekte insbesondere in der Qualifizierung des ausbildenden Personals, der Gestaltung des Bildungsprozesses und Vernetzungen von betrieblichen, schulischen und regionalen Akteuren. Die Vorstellung der Konzepte, Instrumente, Verfahren und Methoden stieß bei der Abschlussveranstaltung in Berlin auf großes öffentliches Interesse.
Als ein herausragendes Ergebnis des Modellprogramms hat das BIBB ein Qualitätsleitfaden Betrieblicher Berufsausbildung als Anleitung zur Qualitätsentwicklung und -sicherung in der betrieblichen Berufs-Aus-Bildung herausgebracht. Darüber hinaus wurden die Ergebnisse des Modellversuchsprogramm über das ENIQAB Projekt und die deutsche Referenzstelle für Qualitätssicherung in der beruflichen Bildung (DEQA-VET) in den europäischen Raum transferiert.
Neue Wege in die duale Ausbildung - Heterogenität als Chance für die Fachkräftesicherung
Der Förderschwerpunkt "Neue Wege in die duale Ausbildung – Heterogenität als Chance für die Fachkräftesicherung" zeigte innovative Wege in die Ausbildung auf und förderte sie modellhaft. Dabei wurde die zunehmende Heterogenität der Jugendlichen als Herausforderung und Chance begriffen. Es galt, übertragbare Konzepte, Instrumente und Methoden zu entwickeln und umzusetzen, um das Potenzial an Auszubildenden zu erweitern und den Fachkräftebedarf der Unternehmen zu sichern. Die Vorbereitung des Förderschwerpunktes war von einem ausführlichen Forschungsprozess begleitet, der in einem intensiven Dialog mit Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Bereichen der Praxis, der Wissenschaft und der Politik mitgestaltet wurde. Im Ergebnis sind eine Reihe von erprobten und validierten Konzepten für die Integration von am Ausbildungsmarkt Benachteiligten entstanden, die die Heterogenität der Auszubildenden und die damit verbundenen unterschiedlichen Lernvoraussetzungen berücksichtigen. Diese werden aktuell im Rahmen eines Entwicklungsprojektes aufgegriffen, um Möglichkeiten der Übertragung zu identifizieren und für laufende und geplante Maßnahmen zur Integration von Geflüchteten in die berufliche Ausbildung nutzbar zu machen.