Integration von Flüchtlingen in Ausbildung und Arbeitsmarkt
Erfahrungen, Forschungsbedarf und Lösungsansätze
Welche Strategien für die Integration von Geflüchteten in Aus- und Weiterbildung gibt es? Wie schaffen wir es, den Menschen, die in Deutschland bleiben werden, eine nachhaltige Perspektive zu bieten? Diese und andere Fragen diskutierten Teilnehmerinnen und Teilnehmer eines Workshops des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) und des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) am 24. August 2016 in Köln.
In kurzen Impulsvorträgen präsentierten BIBB und IW ihre aktuellen Forschungsprojekte. Unter anderem wurden die aktuellen Erkenntnisse und zentrale Fragestellungen aus den BIBB-IAB-Projektionen im Rahmen des QuBe-Projekts vorgestellt und diskutiert. Beleuchtet wurden dabei die Fragen, welche Qualifikationen die Flüchtlinge, die bis Mai 2016 nach Deutschland gekommen sind, mitbringen, welche Wirkungen diese Zuwanderung auf den deutschen Arbeitsmarkt hat und wer von ihnen wie schnell in den deutschen Arbeitsmarkt integriert werden könnte.
Gerade für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) würden sich durch die Zuwanderung neue Chancen zur Rekrutierung eröffnen. Um nicht nur den allgemeinen Bedarf an Arbeitskräften, sondern insbesondere an Fachkräften auch mit Hilfe von gut ausgebildeten Geflüchteten aus den Krisengebieten Syrien, Afghanistan und weiteren Ländern decken zu können, wird es jedoch notwendig sein, die duale Berufsausbildung und die Bedürfnisse dieser Gruppe in Einklang zu bringen. So könnte ein gerade für KMU dringend benötigtes Potenzial an Fachkräften nutzbar gemacht werden.
Einig war man sich, dass eine durchgängige, systematische und berufsorientierende Sprachförderung und eine Unterstützung beim Übergang in eine Ausbildung, wie beim Berufsorientierungsprogramm für Flüchtlinge (BOF) des BIBB, wichtige Voraussetzungen für das Gelingen dieses Vorhabens sind. Einigkeit bestand auch mit Blick auf einen übergreifenden Ansatz aller Aktivitäten zur Integration von Geflüchteten in Ausbildung: Von der Potenzialanalyse bis zum erfolgreichen Abschluss einer Ausbildung sollte die Integration in Aus- und Weiterbildung als ganzheitlicher Prozess gesehen werden, der sich an den individuellen Voraussetzungen der Bewerberinnen und Bewerber orientiert und der fortlaufend begleitet werden muss.
Den passenden Impuls für die Diskussion der aktuellen und künftigen Aufgaben lieferte das BIBB-Positionspapier zur Integration von Geflüchteten in berufliche Bildung, das in zehn Punkten mögliche Stellschrauben für eine solche, individuell gestaltete Berufsausbildung aufzeigt. Punkte des von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Workshops größtenteils begrüßten Papiers sind unter anderem die verstärkte Nutzung von Möglichkeiten der Flexibilisierung in der dualen Ausbildung, wie beispielsweise durch eine mit Sprachkursen kombinierte Ausbildung in Teilzeit. Optimal ausgeschöpft werden sollten auch die bewährten Förderinstrumente und -konzepte, von der Berufsorientierung bis zur Nachqualifizierung. Eine rasche praktische Umsetzung des Positionspapiers erscheint dringend erforderlich, damit die Potenziale der neu zugewanderten Menschen schnellstmöglich genutzt werden können und zugleich die Qualität der dualen Ausbildung für geflüchtete Menschen in Deutschland nachhaltig gesichert werden kann.