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„Der Erfolg steht und fällt mit der Kompetenz des Ausbildungspersonals"

BIBB-Präsident Esser auf Podiumsdiskussion in Stuttgart

23.02.2017

Von links: Dr. Ernst John, Prof. Dr. Friedrich Hubert Esser, Lothar Guckeisen (Moderator), Dr. Susanne Eisenmann, Eugen Straubinger

Der Präsident des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB), Friedrich Hubert Esser, hat anlässlich einer Podiumsdiskussion auf der Bildungsmesse „didacta“ die Bedeutung des Ausbildungspersonals für die Qualität und Weiterentwicklung der beruflichen Bildung betont. „Wie erfolgreich die Herausforderungen für die berufliche Bildung gerade im Zusammenhang mit der Digitalisierung der Arbeitswelt bewältigt werden können, steht und fällt mit der Kompetenz des betrieblichen und schulischen Ausbildungspersonals. Wenn es uns nicht gelingt, die Lehrer und Ausbilder mitzunehmen und sie über entsprechende Angebote aus- beziehungsweise fortzubilden, dann wird es nicht funktionieren“, mahnte der BIBB-Präsident.

Die Digitalisierung der Arbeitswelt und ihre Auswirkungen auf Schule und Betrieb bildeten den Schwerpunkt der Podiumsdiskussion zum Thema „Berufliche Bildung – Leistung und Herausforderung“ in Stuttgart. An der Diskussionsrunde nahmen neben BIBB-Präsident Esser die baden-württembergische Kultusministerin und amtierende Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Susanne Eisenmann, der hessische Kultusminister Alexander Lorz sowie die Vorsitzenden der Bundesverbände der Lehrerinnen und Lehrer an Wirtschaftsschulen sowie an beruflichen Schulen, Ernst John und Eugen Straubinger, teil.

Es sei entscheidend, führte Esser weiter aus, die Medienkompetenz der Lehrer und Ausbilder weiterzuentwickeln und sie davon zu überzeugen, wie sie mit dem Einsatz neuester Technik in Schule und Betrieb die Qualität der Ausbildung an beiden dualen Lernorten steigern und den Lernerfolg insgesamt verbessern könnten. Dann, so zeigte sich der BIBB-Präsident überzeugt, werden sie sich auch den entsprechenden Qualifizierungsangeboten gegenüber offen zeigen. So ließen sich die Potenziale und Chancen, die die Digitalisierung der beruflichen Bildung eindeutig biete, optimal nutzen und so könne das Ausbildungspersonal der bedeutenden Rolle als Multiplikator in der beruflichen Bildung auch künftig gerecht werden.

Zuvor, so Esser weiter, müssten aber Politik und Wirtschaft noch einige Hausaufgaben erledigen. Denn es sei keineswegs geklärt, wie die Mindestausstattung einer „Schule 4.0“ oder eines „Betriebes 4.0“ auszusehen habe und welche Qualifizierungsanforderungen hieraus für das jeweilige Ausbildungspersonal resultierten. So dürfe man zum Beispiel ein Gymnasium, eine kaufmännische Berufsschule, eine gewerblich-technische Berufsschule, eine Überbetriebliche Berufsbildungsstätte (ÜBS) sowie einen kleinen beziehungsweise mittleren Betrieb und ein Großunternehmen keineswegs „alle über einen Kamm scheren“. Hier seien anspruchsvolle und individuelle Ansätze zur Aus- und Weiterbildung des Ausbildungspersonals und der hierfür speziellen Medienkompetenz gefragt.

Als weitere Herausforderung für die berufliche Bildung sprachen sich die Teilnehmenden der Podiumsdiskussion übereinstimmend dafür aus, den Übergangsbereich von der Schule in die Berufsausbildung effizienter zu gestalten. Schule und betriebliche Praxis, so der einhellige Tenor, müssten besser miteinander verzahnt werden, damit Schülerinnen und Schüler realistischere Vorstellungen von der Arbeitswelt entwickeln könnten. „Wir müssen“, betonte BIBB-Präsident Esser, „den Prozess der Berufswahl von Jugendlichen und jungen Erwachsenen frühzeitiger begleiten, das heißt bereits in der Schule ab Klasse 7.“ Der Bildungsketten-Ansatz in Bund und Ländern sei hierfür ein sehr erfolgversprechender Weg, der künftig noch stärker in der Praxis zum Einsatz kommen sollte.

Weitere Themen wie die wachsenden Passungsprobleme auf dem Ausbildungsstellenmarkt, der anhaltende Trend ins Studium, die Durchlässigkeit zwischen akademischer und beruflicher Bildung, die Ausbildungsreife der Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die zunehmende Heterogenität der Zielgruppen, die demografische Entwicklung sowie die drohenden Fachkräfteengpässe rundeten die Podiumsdiskussion in Stuttgart ab.