BP:
 

Durchlässigkeit innerhalb der beruflichen Bildung

Ein durchlässiges Bildungssystem zeichnet sich durch die Ermöglichung individueller, flexibler Lernwege über den gesamten Lebenslauf aus. Die Verankerung von Modellen zur Übertragung von Lernergebnissen von einem Teilbereich der beruflichen Bildung in einen anderen ist dafür eine wichtige Grundlage.

Das Schaffen von Anschlussmöglichkeiten innerhalb der beruflichen Bildung bezieht sich grundsätzlich auf folgende Schnittstellen (siehe dazu BMBF 2012):

  • zwischen Berufsausbildungsvorbereitung und dualer Ausbildung,
  • innerhalb der dualen Berufsausbildung bzgl. gemeinsamer berufsbildübergreifender Qualifikationen
    in einem Berufsfeld,
  • zwischen dualer und vollzeitschulischer Berufsausbildung sowie
  • zwischen dualer Berufsausbildung und beruflicher Fortbildung.

Die Durchlässigkeit innerhalb der beruflichen Bildung wurde durch die Novelle des BBiG im Jahr 2020 gestärkt. So wurden die Voraussetzungen für die Anrechenbarkeit der Ausbildungsdauer bei „gestuften“ Ausbildungen vereinfacht, bei denen zweijährige Ausbildungsberufe in drei- oder dreieinhalbjährigen Ausbildungsberufen fortgesetzt werden. Zudem wurden neue Möglichkeiten geschaffen, Prüfungsleistungen bei aufeinander aufbauenden Ausbildungsberufen zu berücksichtigen.

Entsprechende Möglichkeiten des Anschlusses befördern auch die Umsetzung von Berufslaufbahnkonzepten, die alle Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten rund um einen Beruf erfassen und maßgeblich durch den Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) entwickelt wurden.

Berufslaufbahnkonzepte

Berufslaufbahnkonzepte beschreiben strukturierte Ansätze zur beruflichen Weiterentwicklung, die den individuellen Professionalisierungsprozess von Berufseinsteigerinnen und -einsteigern bis hin zu Expertinnen und Experten unterstützen. Sie verknüpfen die verschiedenen Bildungsabschnitte in der Aus- und Fortbildungsphase zu einer Berufslaufbahn (vgl. Born 2012, BIBB 2022).

Ein weiterer Ansatz ist die Verknüpfung von dualer Ausbildung mit beruflichen Fortbildungen. Ziel ist es, insbesondere leistungsstarken jungen Menschen – etwa Studienausteigenden – attraktive Perspektiven für eine berufliche Bildungskarriere zu eröffnen. Es existieren bereits Angebote, die es ermöglichen, Teile von Fortbildungsprüfungen in die Zeit der Erstausbildung zu integrieren. Dies verkürzt nicht nur den Bildungsweg zeitlich, sondern steigert auch die Effizienz und Attraktivität der beruflichen Qualifizierung. Ein Beispiel sind kammergeregelte Zusatzqualifikationen. Diese ermöglichen zudem die Anrechnung von Teilen prüfungsrelevanter Inhalte im Rahmen der Höherqualifizierenden Berufsbildung (HQBB). Der erfolgreiche Erwerb solcher Zusatzqualifikationen kann so in der nächsten Fortbildungsstufe berücksichtigt werden und zur Befreiung von Prüfungsbestandteilen führen.

Fortbildungen der höherqualifizierende Berufsbildung (HQBB) in Deutschland

Im Rahmen der „höherqualifizierenden Berufsbildung“, den bisherigen „Aufstiegsfortbildungen“, wird die während einer Berufsausbildung erworbene berufliche Handlungsfähigkeit durch eine Fortbildung erweitert. Sie baut in der Regel auf einer abgeschlossenen Berufsausbildung auf und qualifiziert die Absolventinnen und Absolventen für neue Aufgaben und mehr Verantwortung. Eine fehlende Ausbildung kann zudem durch eine entsprechend langjährige und einschlägige Berufstätigkeit ersetzt werden.

Die HQBB ist, wie die duale Berufsausbildung, eine Besonderheit der deutschen Bildungslandschaft. Mit dem Bestehen der Fortbildungsprüfung wird ein höherer Berufsabschluss erworben. Dieser kann einen Karriereweg in gehobene Berufs- und Führungspositionen ebnen, die sonst nur für Personen mit Hochschulabschluss erreichbar sind. Die Prüfungen werden vor den zuständigen Kammern oder Fachschulen abgelegt. Zu den häufigsten Abschlüssen zählen in Deutschland vor allem Meister/-innen und Techniker/-innen sowie kaufmännische Fortbildungsabschlüsse wie Betriebswirtinnen und Betriebswirte sowie Fachwirtinnen und Fachwirte.

Formaler Rahmen der HBBB

Staatlich anerkannte Fortbildungen sind bundeseinheitlich im Sinne des Berufsbildungsgesetzes (BBiG) über Fortbildungsordnungen geregelt, die es sowohl auf Bundes- als auch Kammerebene gibt. Im Unterschied zu Ausbildungsordnungen werden in Fortbildungsordnungen ausschließlich Prüfungen beschrieben. Das heißt sie enthalten keine Vorgaben zur inhaltlichen, didaktischen oder organisatorischen Gestaltung der Fortbildungen. Seit der Novellierung des Berufsbildungsgesetzes (BBiG) und der Handwerksordnung (HwO) im Jahr 2020 sind drei Fortbildungsstufen der HQBB festgeschrieben und die Abschlussbezeichnungen Geprüfte/-r Berufsspezialist/-in, Bachelor Professional und Master Professional rechtlich verankert. Anbieter von Fortbildungen der HQBB sind neben den Kammern insbesondere Fachschulen und Fachakademien. Zudem werden Aufstiegsfortbildungen auch von staatlichen oder privaten Hochschulen sowie freien Bildungsdienstleistern angeboten.

Durchlässigkeit zwischen beruflicher und hochschulischer Bildung

Hemkes, Barbara; Wilbers, Karl; Heister, Michael | Bonn; Bundesinstitut für Berufsbildung | 2019

Berichte zur beruflichen Bildung; 558 S.

ISBN: 978-3-96208-096-9

weiterlesen

Durchlässigkeit im Bildungssystem – Möglichkeiten zur Gestaltung individueller Bildungswege

Vogel, Christian | Bonn; Bundesinstitut für Berufsbildung | 2017

weiterlesen

Durchlässigkeit und Transparenz fördern: DECVET – Ein Reformansatz in der beruflichen Bildung

Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) | Bonn | 2012

Veröffentlichung im VET Repository

Download (PDF, 2.4 MB)

Die Pilotinitiative DECVET: Kompetenzen anrechnen – Durchlässigkeit verbessern

Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) | Bonn/Berlin | 2010

Download (PDF, 7.4 MB)