Heterogenität und Ausbildung in Migrantenbetrieben der Metropolregion Rhein-Neckar: Chancen und Herausforderungen der Fachkräfteentwicklung in einem durch Vielfalt geprägten Umfeld
Situation und Ziele
Neue Strategien zur Ausschöpfung des Fachkräftepotenzials erhöhen die Heterogenität in Ausbildungsbetrieben. Dies ist eine Herausforderung und Chance zugleich. Insbesondere Migrantenbetriebe könnten ihre Vielfalt an spezifischen Kompetenzen sozial und ökonomisch besser nutzen. Der ikubiz Ausbildungsverbund generiert seit 1996 unterschiedliche Instrumente der Ausbildungsplatzentwicklung und -begleitung in Migrantenbetrieben. Zusammen mit dem ifm der Universität Mannheim soll nun das auf Heterogenität beruhende Entwicklungspotenzial identifiziert und gefördert werden. Im Fokus stehen die Heterogenität von betrieblichen Ressourcen, die Ausbildungskompetenz der Unternehmen sowie die Heterogenität der Bewerber/-innen und Auszubildenden. Zu ihrer Ausschöpfung wird das Bildungspersonal für den Umgang mit Heterogenität sensibilisiert und auf Grundlage der Projekterkenntnisse qualifiziert.
Vorgehen
Der ikubiz Ausbildungsverbund umfasst 200 kooperierende Migrantenunternehmen. Die am Modellversuch teilnehmenden Betriebe werden in ausbildungsrelevanten Entscheidungsprozessen durch Beratung, Hilfestellungen und Expertisen begleitet. Zentrale praktische Schritte sind: Bei Aktionen zur Berufsorientierung in Schulen sollen Unternehmer/-innen mit Migrationshintergrund als Vorbilder eingebunden werden, um jugendliche Migranten und Migrantinnen zu motivieren. Ferner werden branchenspezifische Bildungspartnerschaften mit KMU sowie Ausbilderkurse organisiert. Lehrkräfte erhalten interkulturelles Training zum Umgang mit Vielfalt. Im externen Ausbildungsmanagement sollen betriebliche Ausbildungskonzepte erprobt, Azubi-Tutoren qualifiziert und Fachgespräche mit KMU und Bildungsakteuren durchgeführt werden. Durch die wissenschaftliche Begleitung aller Maßnahmen (ifm) wird der durch Heterogenität entstehende Nutzen als strategische Komponente herausgearbeitet, und durch kontinuierlichen Austausch mit den Akteuren fortentwickelt.
Angestrebte Ergebnisse, Transfer und Verstetigung
Neue betriebliche Ausbildungskonzepte, qualifizierte Azubi-Tutoren und die auf veränderte Anforderungen ausgerichteten Ausbilderkurse bieten Chancen, duale Ausbildung in einem von Vielfalt geprägten Umfeld zu bewältigen und als strategische Ressource zu nutzen. Die Kooperationen mit Schulen durch Bildungspartnerschaften und Aktionen zur Nachwuchsanwerbung und der fachliche Austausch mit Bildungsakteuren tragen zur Verstetigung bei. Durch den kontinuierlichen Austausch von Wissenschaft und Praxis wird erkennbar, welche Maßnahmen in welcher Form wirksam und übertragbar sind und welche Rolle "Best Practice"-Modelle in diesem Zusammenhang spielen.
IHK-Qualifikation "Wirtschaftskenner/in Türkei": Feierliche Bescheinigungsübergabe
Instrument "Wirtschaftskenner/in Türkei"
Instrument "Azubi-Tutor*innen"
Instrument "Handreichung Azubi-Projekte"
Veröffentlichungen:
Infoblatt 01/2011
René Leicht, Lena Werner: Lernen in Migrantenunternehmen: Welche Jugendliche bilden Zuwanderer unter welchen Bedingungen aus und wie können sie unterstützt werden? Erschienen in: Die berufsbildende Schule 65, 7/8, S. 221-226.
René Leicht, Lena Werner: Ausbildung in Migrantenunternehmen: Der diskrete Wandel der betrieblichen Lernorte und des Ausbildungspersonals. Veröffentlich in: Rangosch-Schneck, Elisabeth (Hrsg.): Beruf-Bildung-Migration. Beiträge zur Qualifizierung des beruflichen Bildungspersonals aus der Perspektive Migration. Band 2 der Reihe migration + lehrerbildung. Schneider Verlag Hohengehren. S. 159-174.
René Leicht, Lena Werner: Ausbildung und Fachkräftesicherung in Migrantenunternehmen. Erschienen in: Jörn-Axel Meyer (Hrsg.): Personalmanagement in kleinen und mittleren Unternehmen - Jahrbuch der KMU-Forschung 2012, Lohmar, S. 317-340.