Letzte Änderung: 25.01.2013
BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2006
Ziele
Ziel der Erhebung ist es, einen Beitrag zur quantitativen Berufs- und Qualifikationsforschung sowie zur Arbeitsweltberichterstattung zu leisten.
Durch berufsbezogene Analysen soll die Erwerbstätigkeit in Deutschland in ihren unterschiedlichen Facetten beschrieben und analysiert werden, um u.a. aufzuzeigen, in welchen Berufsfeldern und Branchen und bei welchen Personengruppen oft beschriebene Trends und Merkmale einer veränderten Arbeitswelt empirisch zu beobachten sind. Damit stellen sich zugleich Fragen nach den Konsequenzen dieser Veränderungen in der gegenwärtigen Arbeitswelt für das Berufsbildungssystem oder für die Modernisierung bestehender und die Entwicklung neuer Ausbildungsberufe und für die berufliche Weiterbildung.
Neben der beruflichen Strukturierung der Erwerbstätigkeit soll auch die berufliche Strukturierung der Ausbildung stärker fokusiert werden. Analysen zum beruflichen Verbleib und zum Berufserfolg unterschiedlich ausgebildeter Personengruppen basierten bisher meist auf dem Ausbildungsniveau, ohne die Fachrichtung der Ausbildung hinreichend mit einzubeziehen. Weiterhin kann den differenzierten Ausbildungsverläufen besser Rechnung getragen werden, weil nicht nur der höchste Ausbildungsabschluss erfasst wurde, sondern alle Ausbildungsschleifen.
Durch die Signierung der Erwerbs- und Ausbildungsberufe nach unterschiedlichen Systematiken (KldB1992, KldB1988, ISCO88) wird dabei eine Verbindung zu ergänzenden Datenquellen sichergestellt, u.a. zu den Mikrozensen und den BIBB/IAB-Vorgängererhebungen. Die BIBB/BAUA-Erwerbstätigenbefragung 2005/2006 schließt konzeptionell an die BIBB/IAB-Erhebungen an. Das Frageprogramm wurde jedoch an aktuelle Problemlagen ausgerichtet und an die seit Ende der neunziger Jahre veränderte Datenlage angepasst. Um eine ausreichende Datenbasis für berufliche Differenzierungen zu schaffen, wurden 20.000 Erwerbstätige ab 15 Jahren in Deutschland telefonisch befragt.
Frageprogramm
Im Mittelpunkt der Befragung steht zum einen der Arbeitsplatz von Erwerbstätigen -Tätigkeitsschwerpunkte, Anforderungsniveau, Kenntnisanforderungen, Arbeitsanforderungen, Weiterbildungsbedarf, Arbeitbedingungen, Arbeitszufriedenheit, Arbeitsbelastungen, gesundheitliche Beschwerden, Arbeitszeit und Arbeitsort etc.. Zum anderen wird der Zusammenhang zwischen Bildung und Beschäftigung - Schul-, Aus- und Weiterbildung, Berufsverlauf, ausbildungsadäquate Beschäftigung, Berufswechsel, Verwertbarkeit beruflicher Qualifikationen, etc. thematisiert.
BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2005/2006 - Übersicht zum Frageprogramm
Der Befragungszeitpunkt reicht von Oktober 2005 bis März 2006. Verschiedene Ereignisse im Bildungs- und Berufsverlauf wurden retrospektiv erfasst
(Zentrale Variablen und Erhebungszeitpunkte: als pdf-Datei | als ppt-Datei).
Der Entwicklung des Fragebogens lag ein kognitiver Pretset zugrunde, der vom Zentrum für Umfragen, Methoden und Analysen (ZUMA) in Mannheim durchgeführt wurde.
Klassifikation
Der Wirtschaftszweig des aktuellen Erwerbsberufs wurde im Volltext erfasst und mit dem Code der Abteilungen (dritte Ebene) nach der Wirtschaftszweigklassifikation der Europäischen Union (NACE) bzw. nach der deutschen Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 2003, zugeordnet.
Der aktuelle Beruf, der erste Beruf sowie die Ausbildungsberufe sind mit dem vierstelligen Code der Berufsklasse nach der "Klassifizierung der Berufe", Ausgabe 1992, des Statistischen Bundesamts sowie der Berufsgattung nach der "International Standard Classification of Occupations" des "International Labour Office" (ILO) aus dem Jahr 1988 versehen. Für den aktuellen Beruf liegt zusätzlich die Berufskennziffer auf Basis der Klassifikation der Berufe der BA aus dem Jahre 1988 (KldB 1988) vor.
Die Berufs- und Branchenvercodung wurde von TNS Infratest Sozialforschung, München vorgenommen.
Ergänzende Daten
Vorläufererhebungen: BIBB/IAB-Erhebungen 1979 - 1985/86 - 1991/92 - 1998/99
Die erste Erhebung fand 1979 bei rund 30.000 Befragten statt, darunter 28.828 Erwerbstätige. 1985/86 folgte die zweite Erhebung mit 26.515 Erwerbstätigen. Die dritte Untersuchung 1991/92 stand im Zeichen der Wiedervereinigung. Neben 24.090 in Westdeutschland lebenden Erwerbstätigen wurden in den neuen Ländern 7.851 Erwerbstätige, 1.880 Arbeitslose und 456 Umschüler einbezogen.
1998/99 wurde die vierte und letzte BIBB/IAB-Erhebung mit 34.343 Erwerbstätigen durchgeführt. Als Interviewleitfaden diente in den ersten drei Wellen ein standardisierter Erhebungsbogen; 1998/99 wurde die Erhebung erstmals computergestützt gesteuert (CAPI). Da die Stichprobenziehungen der Untersuchungswellen unabhängig voneinander erfolgten, handelt es sich um Querschnittsbefragungen ohne Panel-Charakter. Analysen im Zeitverlauf erfordern daher die Suche nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner
- bei der Vereinheitlichung der Stichprobenbasis
- bei den jeweiligen Operationalisierungen der ausgewählten Variablen
- bei den Mess-Skalen zur Erfassung der Variablen
Referenzdaten: Mikrozensus
Der Mikrozensus ist die amtliche Repräsentativstatistik über die Bevölkerung und den Arbeitsmarkt, an der 1 % aller Haushalte in Deutschland beteiligt sind. Die Auswahl der beteiligten Haushalte erfolgt durch eine einstufige geschichtete Flächenstichprobe; das heißt, aus dem Bundesgebiet werden Flächen (Auswahlbezirke) ausgewählt, in denen alle, insgesamt rund 370.000 Haushalte und alle zugehörigen, ca. 820.000 Personen, befragt werden. Die Antwortquote im Mikrozensus beträgt regelmäßig 97 %, der Rest fällt meistens wegen Nichterreichbarkeit aus. Diese sogenannten "bekannten Ausfälle" werden im Mikrozensus durch ein Kompensationsverfahren ausgeglichen. Die Beschreibung und Dokumentation (Variablenliste, Fragebogen, Erhebungsprogramm etc.) der Mikrozensen ist den einzelnen Jahrgängen zu entnehmen (siehe http://www.gesis.org/dauerbeobachtung/gml/daten/mz/index.htm)
Eine zentrale Lücke in der amtlichen Statistik, auf der die Konzeption der bisherigen BIBB/IAB-Erhebungen basierte, die fehlende Erfassung des Ausbildungsberufs, wurde mit dem Mikrozensusgesetz 2005 geschlossen. Neben der Fachrichtung des höchsten Hochschulabschlusses wird nun auch die Fachrichtung des höchsten beruflichen Ausbildungsabschlusses erfasst, so dass der berufliche Verbleib und Erfolg nach Ausbildungsberufen mit diesen Daten zu analysieren ist. Der Mikrozensus ist heute zudem aktueller und vollständiger zu nutzen (Datenforschungszentren, unterjährige Erhebung etc.).
Sozioökonomisches Panel (SOEP)
Das SOEP ist eine seit 1984 laufende jährliche Wiederholungsbefragung von Deutschen, Ausländern und Zuwanderern in den alten und neuen Bundesländern. Die Stichprobe umfasste im Erhebungsjahr 2004 mehr als 12.000 Haushalte mit fast 24.000 Personen. Relevante Themenschwerpunkte in Zusammenhang mit der Erwerbstätigenbefragung sind die Erwerbsbiographie, Erwerbsbeteiligung, berufliche Mobilität und Einkommensverläufe.
Vergleiche zwischen dem Ausbildungsberuf und den beruflichen Tätigkeiten in späteren Erwerbstätigkeiten waren bisher nicht möglich, da kein Berufscode für die Angaben zur Ausbildung vorlag. Das BIBB und das Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin finanzierten 2006 daher gemeinsam die Vercodung der im Klartext erfassten Ausbildungsberufe des Sozioökonomischen Panels (SOEP).
Es handelt sich dabei um die jährlich im Personenfragebogen erhobenen beruflichen Ausbildungs- und Hochschulabschlüsse, welche im Jahr vor der jeweils aktuellen Befragung erworben wurden. Sie liegen als Klartextangaben ab 1999 vor. Zum anderen handelt es sich um die offenen Angaben zu den in Deutschland abgeschlossenen betrieblichen, schulischen und fachschulischen Ausbildungen, zu Beamtenausbildungen, zu Studienabschlüssen und zu sonstigen abgeschlossenen Ausbildungen. Diese werden seit 2001 im Biographiefragebogen erfasst. Insgesamt handelte es sich um 14.150 offene Angaben aus beiden Quellen, die von TNS Infratest Sozialforschung, München nach der "Klassifizierung der Berufe" des Statistischen Bundesamts (KldB 1992) und nach der Internationalen Standardklassifikation der Berufe (ISCO-88) vercodet wurden. Das Fehlen der Codes für diese Angaben schränkte bisher die Möglichkeiten beispielsweise für die Berufeforschung insofern stark ein, als Vergleiche zwischen dem Ausbildungsberuf und den beruflichen Tätigkeiten in späteren Erwerbstätigkeiten nicht möglich waren.
Was ist gute Arbeit? - Anforderungen aus der Sicht von Erwerbstätigen
Die Initiative Neue Qualität der Arbeit (www.inqa.de) hat eine repräsentative Umfrage bei den Erwerbstätigen in Deutschland initiiert und begleitet. Die Umfrage, die auf einem 16-seitigen Fragebogen basiert, wurde durch das Internationale Institut für empirische Sozialökonomie (INIFES), Forschungsteam Internationaler Arbeitsmarkt und TNS Infratest Sozialforschung durchgeführt. Ziel der Untersuchung ist es, die Sicht der Erwerbstätigen transparent werden zu lassen und Ansatzpunkte für eine innovative Gestaltung der Arbeit zu erkennen. Zu diesem Zweck wurden 7.444 zufällig ausgewählte abhängig und selbständig Beschäftigte aufgefordert, ihre derzeitigen Arbeitsbedingungen zu beschreiben und zu bewerten, sowie ihre Anforderungen an "gute Arbeit" zu benennen.
Berichtssystem Weiterbildung
Das Berichtssystem Weiterbildung ist ein Instrument zur kontinuierlichen Beobachtung des Weiterbildungsgeschehens in Deutschland. Die Grundgesamtheit der bundesweiten Erhebung umfasste alle während des Befragungszeitraumes in Privathaushalten lebenden deutschsprachigen Personen im Alter von 19 bis 64 Jahren. Durch den Dreijahresturnus der bislang neun Erhebungen von 1979 bis 2003 mit jeweils rd. 7.000 Fällen ist es möglich, die Weiterbildungsbeteiligung im Zeitvergleich zu betrachten. Um u.a. einen Bezug zur Erwerbstätigenbefragung herstellen zu können, hat das BIBB 2006 einen Auftrag zur Vercodung der im Volltext erfassten Erwerbsberufe (KldB 1992, ISCO88) des Berichtssystems Weiterbildung in Auftrag gegeben.
Datenzugang
Der anonymisierte Mikro-Datensatz ist beim Datenservice der GESIS, Abteilung Datenarchiv und Datenanalyse, in Köln als Scientific Usefile (SUF) zu beziehen. Bitte nutzen Sie das allgemeine Bestellformular. Die Studiennummer lautet 4820, Ansprechpartner bei GESIS ist Herr Oliver Watteler.
Das Forschungsdatenzentrum des BIBB hat die Mikrodaten der Studie BIBB/BAuA Erwerbstätigenbefragung 2006 für die Nutzung durch externe Wissenschaftler aufbereitet.
Informationen zum Datenzugang und Arbeitshilfen zu dem Datensatz BIBB/BAuA Erwerbstätigenbefragung 2006 befinden sich auf den Seiten des BIBB-FDZ.