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Was bringen berufsbegleitende Kurse und Lehrgänge für die Erwerbskarriere?

Politik und Wirtschaft weisen regelmäßig auf die Bedeutung von (Weiter-)Bildung für individuelle Lebenschancen hin. Eine Studie hat den Einfluss von non-formaler Weiterbildung auf die Arbeitsmarktmobilität mit Daten des Nationalen Bildungspanels (NEPS) über den Zeitraum von 2009 bis 2016 untersucht.

Erwerbstätigen, die sich beruflich weiterentwickeln wollen, wird Weiterbildung oft als Karrieresprungbrett anempfohlen. Dies wird beispielsweise am Motto „Aufstieg durch Bildung“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung deutlich. Während es mit Blick auf formale Weiterbildungen (z.B. ein Meisterabschluss nach der Lehre) klare Hinweise auf Karriereverbesserungen bei Individuen gibt, sind die Befunde zur sogenannten „non-formalen“ Weiterbildung alles andere als eindeutig. Unter non-formaler Weiterbildung versteht man die vielfältigen Kurse und Lehrgänge, die meist berufsbegleitend stattfinden, relativ kurz sind und nicht zu anerkannten Bildungsabschlüssen führen: Softwareschulungen, Sprachkurse, Präsentationstrainings und vieles mehr fallen darunter. Solche Kurse machen heute einen erheblichen Teil der Lernaktivitäten von Erwerbstätigen aus.


Ob sich die Teilnahme an non-formaler Weiterbildung positiv auf die beruflichen Karrieren von Erwerbstätigen in Deutschland auswirkt, haben nun Christian Ebner (Stiftungsjuniorprofessor des Bundesinstituts für Berufsbildung, aktuell: Vertretungsprofessor am KIT) sowie Martin Ehlert (Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung) auf Grundlage aktueller und repräsentativer Längsschnittdaten untersucht. Als mögliche Karriereveränderungen durch non-formale Weiterbildung wurden Berufswechsel, Betriebswechsel, Auf- und Abstiege in der Einkommenshierarchie sowie Wechsel in Nichterwerbstätigkeit (u.a. Arbeitslosigkeit) untersucht. Für die empirischen Analysen wurden die Daten des Nationalen Bildungspanels (NEPS) herangezogen. Das NEPS erfasst Bildungsprozesse, Kompetenzen und Bildungserträge über die gesamte Lebensspanne. Die hier analysierte Startkohorte 6 ist eine Stichprobe der Geburtsjahrgänge 1944–1986 in Deutschland. Die Autoren nutzen die sieben Panelwellen der Erhebung 2009–2016, da hier detaillierte Angaben zu non-formalen Kursen vorliegen.


Die Ergebnisse auf Basis von Event-History-Modellen machen deutlich, dass berufliche Kurse und Lehrgänge kein Karrieresprungbrett darstellen. Vielmehr zeigte sich, dass Erwerbstätige die an diesen Weiterbildungen teilnehmen eher auf ihren Arbeitsplätzen verbleiben. Die Kursteilnahme stabilisiert also die Karriere. Das bedeutet, dass non-formale Weiterbildung einerseits die Funktion eines „Sicherheitsnetzes“ hat und dem Ausstieg aus Erwerbstätigkeit sowie beruflichen Abstiegen entgegenwirkt. Allerdings finden in Folge non-formaler Weiterbildung auch seltener Aufstiege, Betriebs- und Berufswechsel statt.

  • Quelle: Ebner, Christian & Ehlert, Martin (2018): Weiterbilden und Weiterkommen? Non-formale berufliche Weiterbildung und Arbeitsmarktmobilität in Deutschland. In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 70 (2): 213–235