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Betriebliches Bildungspersonal qualifizieren und professionalisieren: Aktivitäten der Modellversuche im Förderschwerpunkt "Qualität"

von Matthias Kohl (f-bb)

Alle zehn Modellversuche befassen sich mit der Entwicklung und Erprobung von Qualifizierungskonzepten für das Ausbildungspersonal, wobei nur ein Modellversuch dieses Thema als sein zentrales Tätigkeitsfeld ausweist. In den anderen neun Modellversuchen liegt der Schwerpunkt auf der Entwicklung von Instrumenten zur Qualitätsentwicklung und Sicherung (6 Modellversuche) und der Entwicklung von Kommunikations- und Kooperationsstrukturen (4 Modellversuche, ein MV mit Mehrfachantwort). Von diesen Modellversuchen räumen drei der Entwicklung von Qualifizierungskonzepten mittlere Prioriät ein, in sechs Modellversuchen hat dieses Entwicklungsfeld unter den drei Handlungsfeldern nur die dritte Priorität.

Ungeachtet dieser unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen streben alle Modellversuche eine Qualifizierung bzw. Professionalisierung verschiedener an betrieblicher Ausbildung direkt oder indirekt beteiligter Personengruppen an. In erster Linie stehen dabei die Ausbilder/innen1 und ausbildenden Fachkräfte in Unternehmen im Vordergrund, z. T. zusätzlich Ausbilder/innen in außer /überbetrieblichen (Verbund-)Ausbildungszentren (z. B. in den Modellversuchen BAQ und Graswurzel QES). Für diese Personengruppe werden Qualifizierungsansätze mit verschiedensten Lerninhalten entwickelt und erprobt:

Tabelle 1: Inhaltliche Qualifizierungsschwerpunkte für Ausbilder und ausbildende Fachkräfte (Nennungen der Modellversuche)



In diesem Rahmen kommen verschiedenste methodische Arrangements zum Einsatz: Dabei dominieren teilnehmer- und praxisorientierte Formate wie gemeinsame Vor-Ort-Analysen der Ausbildungsprozesse und begleitete Praxisprojekte der Ausbilder bzw. ausbildenden Fachkräfte in ihren Unternehmen, interaktive Workshops und Qualitätszirkel. Ergänzend finden außerdem eher auf Wissensvermittlung abzielende Schulungen/Trainings statt.

Auch die zweite zentral am betrieblichen Ausbildungsprozess beteiligte Personengruppe - die Auszubildenden - sind Ziel von Qualifizierungsaktivitäten der Modellversuche: Dabei steht vor allem die Mitwirkung der Auszubildenden an der Qualitätssicherung und -entwicklung des Ausbildungsprozesses im Vordergrund (z. B. in den Projekten BAQ, Graswurzel QES, Q:LAB und Q³). Darüber hinaus ist vor allem die lern- und reflexionsförderliche Nutzung von Instrumenten wie dem ganzheitlichen Ausbildungsnachweis im gleichnamigen Projekt oder von Lerntagebüchern (im Projekt QUESAP) Gegenstand der Qualifizierungsaktivitäten für Auszubildende.
Darüber hinaus zählen insbesondere die betrieblichen Führungskräfte (Geschäftsführer/innen, Abteilungsleiter/innen etc.) zu den Zielgruppen. Sie sind häufig zwar nicht direkt in den Ausbildungsprozess einbezogen, übernehmen aber steuernde Funktionen und tragen die Gesamtverantwortung. Dieser Personenkreis wird für die Modellversuche vor allem mit dem Ziel einer Sensibilisierung (z. B. ". für eine gute Ausbildung" im Modellversuch AusbildungsMEISTER bzw. ". für die Relevanz qualitativer Standards in der betrieblichen Ausbildung" im Projekt ML-QuES) zum Adressatenkreis von Qualifizierungs- und Professionalisierungsaktivitäten.

Neben den direkt in den betrieblichen Ausbildungsprozess einbezogenen Ausbilder/innen, ausbildenden Fachkräften und Auszubildenden werden auch die im Umfeld der betrieblichen Berufsausbildung agierenden Akteur/innen und deren Institutionen eingebunden (vgl. Tabelle 2).

Tabelle 2: Personelle Vernetzung der Modellversuche (Oktober 2011)2


1) Geschäftsführerinnen der Kammern, Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft, Hochschul-Fachbereichsleiterinnen
2) HWK, IHK, Unternehmensverband
3) Geschäftsführer der Maler- und Lackiererinnung, Vorsitzender des Bildungsausschusses der Maler- und Lackiererinnung Hamburg, Lehrlingswart der Maler- und Lackiererinnung
4) Betriebsräte und Jugend- und Auszubildendenvertretungen, Hauptamtliches Gewerkschaftspersonal (Jugend und Bil-dung), Forschung/Projekt-(Prozess-)begleitung
5) Internationale Bodensee-Konferenz, Ausschüsse der Länder Liechtenstein, Österreich und Schweiz
6) Wissenschaftler

Sie sind in den Modellversuchen jedoch weniger Ziel von Qualifizierungs- und Professionalisierungsaktivitäten als in die Entwicklung von Qualitätsinstrumenten und Kommunikations- und Kooperationsstrukturen eingebundene Promotor/innen oder Multiplikator/innen. Eine Ausnahme bildet hier der Modellversuch Ausbildungsqualität Handwerk, der auch eine Qualifizierung der Ausbildungsberater/innen der Handwerkskammern zum Ziel hat.
Insgesamt zielen die Qualifizierungs- und Professionalisierungsaktivitäten der Modellversuche im Förderschwerpunkt "Qualitätsentwicklung und -sicherung in der betrieblichen Berufsausbildung" darauf ab, eine Verbesserung der betrieblichen Ausbildungsprozesse zu erreichen. Entsprechend der in den beteiligten, vorrangig kleinen und mittleren Unternehmen vorliegenden Problemlagen und Herausforderungen steht dabei vor allem die pädagogische Qualität und didaktisch-methodische Ausgestaltung der Ausbildungsprozesse im Vordergrund.

 

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1 In der Altenpflegeausbildung wird eine im Anwendungskontext ausbildende Person als Praxisanleitung bezeichnet.
2 Insgesamt arbeiten die zehn Modellversuche aktuell mit 301 Institutionen - davon 252 Unternehmen - und 1.394 Personen (davon 667 Auszubildende und 440 an der betrieblichen Ausbildung Beteiligte) zusammen (Analyse der wissenschaftlichen Begleitung und des BIBB im Oktober 2011). Eine ausführliche Darstellung der Vernetzungsaktivitäten der Modellversuche erscheint im aktuell in Vorbereitung befindlichen Datenreport zum Berufsbildungsbericht 2012 des BIBB.