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„Einschätzbare Situationen geben Sicherheit"

Ausbildung von Menschen mit Fluchterfahrung

Die Traumatherapeutin Dima Zito spricht im Interview über die stabilisierende Wirkung einer Ausbildung für Flüchtlinge. Sie sagt: Ausbilderinnen und Ausbilder müssen keine Therapeuten sein, um Unterstützung zu geben.

Eine Berufsausbildung ist für junge Flüchtlinge eine Möglichkeit, ihr Leben selbst zu gestalten und eine berufliche Perspektive in Deutschland zu entwickeln. Da gleichzeitig viele Betriebe über einen Mangel an Bewerbungen für ihre Ausbildungsplätze klagen, könnten beide Seiten von der Ausbildung profitieren.

Wenn junge Menschen auf ihrem Weg nach Deutschland viele belastende Erfahrungen gemacht haben, vielleicht von ihren Familien getrennt sind, werden Ausbilderinnen und Ausbilder Bezugspersonen und Vorbilder. Sie müssen deshalb keine psychologischen Fachkenntnisse haben, es reicht, wenn sie wissen, dass es Traumatisierungen gibt und wie sie sich äußern. „Ein gewisses Grundverständnis, dass es so etwas geben kann, reicht aus“, stellt Dima Zito fest. Dima Zito ist Traumatherapeutin am Psychosozialen Zentrum für Flüchtlinge Düsseldorf (PSZ). Sie spricht im Video-Interview mit der BIBB-Fachstelle überaus (Übergänge in Ausbildung und Beruf) über traumatisierte Flüchtlinge, die in Deutschland einen Beruf erlernen möchten und darüber, wie Ausbilderinnen und Ausbilder die Betroffenen im betrieblichen Alltag unterstützen können. Ein ruhiger und transparenter Umgang gibt den jungen Flüchtlingen nach ihrer Einschätzung Sicherheit und die Ausbildung kann zu ihrer Stabilisierung beitragen.

Dima Zito

Aber auch unabhängig von psychologischen Gegebenheiten gilt es sicherzustellen, dass möglichst viele junge Geflüchtete, die eine Ausbildung machen möchten, eine Möglichkeit dazu finden und ihre Ausbildung dann auch abschließen können. Befragungen von Betrieben, die bereits Flüchtlinge ausbilden, zeigen, dass bei Auszubildenden und Betrieben gleichermaßen Unterstützungsbedarf gesehen wird. Im Qualifizierungspanel 2017 des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) wurden von den Betrieben vor allem solche Unterstützungsmaßnahmen als wichtig benannt, die die Grundvoraussetzungen für die Ausbildung sicherstellen:

  • berufsvorbereitende Maßnahmen wie Einstiegsqualifizierungen oder Berufseinstiegsbegleitungen
  • berufsbezogenes Deutsch
  • Unterstützung bei Rechtsfragen
  • Unterstützung bei der Vermittlung von geeigneten Geflüchteten
  • finanzielle Hilfen
  • externes Ausbildungsmanagement

Beispiele für eine gelingende Ausbildung von Flüchtlingen zeigt die überaus-Filmreihe „Einblicke in die Praxis“. Vier Betriebe aus unterschiedlichen Branchen berichten über ihre Erfahrungen mit der Ausbildung von Flüchtlingen, schildern auftretende Schwierigkeiten und zeigen, wie diese im Alltag gemeistert werden. In vier weiteren, interaktiven Video-Clips werden Konfliktsituationen dargestellt, wie sie im Arbeitsalltag von Ausbilder/-innen und Flüchtlingen entstehen können, die auf sprachliche Schwierigkeiten oder unterschiedliche kulturelle Wertvorstellungen zurückzuführen sind. Die Zuschauer/-innen können entscheiden, wie die Handlung fortgesetzt werden soll und lernen so verschiedene Lösungswege kennen.