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Drei Fragen an... Ralf Behnke, IT-Ausbilder an der TAN und Mitarbeiter im Projekt „IT4ME“

Im Projekt „IT4ME“ soll die überbetriebliche Ausbildung in den industriellen Metall- und Elektroberufen mit einem neuen Ausbildungsmodul digital aufgewertet werden. Im Interview erklärt Ausbilder Ralf Behnke, warum Auszubildende IT-Kompetenzen benötigen und wie das Projekt diese vermitteln möchte.

Sonderprogramm ÜBS-Digitalisierung: Das Projekt „IT4ME“ möchte Auszubildenden in den industriellen Metall- und Elektroberufen in der überbetrieblichen Ausbildung (ÜBA) zusätzliche IT-Kompetenzen vermitteln. Wieso ist das nötig?

Ralf Behnke: Wir benötigen Qualifizierungen im IT-Bereich, um Auszubildende auf die Industrialisierung 4.0 vorzubereiten. Es wird technisch immer mehr vorausgesetzt. Vieles ist heute netzabhängig. Daher muss ich Auszubildende so schulen, dass sie einfache IT-Probleme selbst lösen können. Die Auszubildenden sollen lernen, vorbeugend zu arbeiten und ihr Netz sauber zu halten. Denn wenn sie keine IT-Kompetenz mitbringen, kann es zu Konflikten und Ausfällen kommen. Und das Fachpersonal kostet Geld und vor allem Zeit. Im schlimmsten Fall bleibt die Arbeit liegen, bis es kommen kann. Deswegen brauchen Auszubildende in den industriellen Metall- und Elektroberufen IT-Kompetenzen. Sie sollen wissen und verstehen, wie sie ihre Netze warten und pflegen.

Neben Wartung und Pflege ist der sichere Umgang mit dem Netz ein wichtiges Thema. Auch dieser muss zukünftig in der Ausbildung vermittelt werden. Zum Beispiel ist es in der Entwicklungsarbeit wichtig, dass Daten nicht jedem zugänglich sind. Hier werden sichere Netze benötigt. Daher bringen wir den Auszubildenden unter anderem den Umgang mit einer einfachen Domäne bei, innerhalb der alles verschlüsselt ist.

Sonderprogramm ÜBS-Digitalisierung: Im Projekt überführen Sie Inhalte aus bestehenden Zusatzqualifikationen für die Metall- und Elektroberufe sowie passende Inhalte aus dem Berufsbild „Fachinformatiker/-in, Fachrichtung Systemintegration“ in ein neues Ausbildungsmodul. Wie ist dieses Ausbildungsmodul aufgebaut und was lernen die Auszubildenden dabei?

Ralf Behnke: Mit unserem Ausbildungsmodul möchten wir die Grundlagen dafür legen, dass die Auszubildenden in den Metall- und Elektroberufen Vernetzung verstehen. Wir möchten sie auf ein technisch neues Niveau bringen. Dazu nutzen wir das Know-how aus dem Ausbildungsberuf „Fachinformatiker/-in, Fachrichtung Systemintegration“. Wir entnehmen diesem die technischen Grundlagen und integrieren sie in unser Modul. Das besteht aus praktischen Übungen und Modellbeispielen, Selbstlernunterricht und Leittextaufgaben.

 

Wir möchten die Auszubildenden auf ein technisch neues Niveau bringen. Dazu nutzen wir das Know-how aus dem Ausbildungsberuf „Fachinformatiker/-in, Fachrichtung Systemintegration".

Ralf Behnke, Ausbilder

Natürlich werden wir die Auszubildenden in der Kürze der überbetrieblichen Ausbildung nicht voll ausbilden können. Aber wir können ihnen das grundlegende IT-Handwerk mit an die Hand geben. Ziel ist, dass sie aus dem Modul so viel IT-Wissen mitnehmen, dass sie nicht jedes Mal den Fachinformatiker oder eine Fremdfirma holen müssen, wenn sie zum Beispiel etwas anschließen möchten. Und das ist auch ein Mehrwert für die Firmen: Haben sie kompetentere Fachkräfte, die kleine IT-Probleme selbst lösen können, vermeiden sie Produktionsausfälle.

So schaffen wir einen Mehrwert − und das ist genau der Ansatz bei der Idee von „IT4ME“: Über den Horizont gucken, Fachkräfte kompetenter machen, sie qualifizieren, einfache Dinge im Bereich der Vernetzung selbst machen zu können. Im Idealfall machen die Auszubildenden anschließend eine zusätzliche Schulung, weil sie verstehen, dass diese Themen relevant für sie sind. Wir legen mit unserem Modul die Grundlagen und die Auszubildenden können anschließend entscheiden, in welchem Bereich sie ihre Kompetenzen vertiefen und weitere Kurse besuchen möchten.

Sonderprogramm ÜBS-Digitalisierung: Das Projekt bindet neue digitale Technologien, die in den Metall- und Elektroberufen zum Einsatz kommen, in die ÜBA ein. Welche neuen didaktischen Methoden nutzen Sie darüber hinaus, um auch das Lehren und Lernen digitaler zu gestalten?

Ralf Behnke: Grundsätzlich legen wir Wert auf eine Variabilität in der methodisch-didaktischen Ausgestaltung des Moduls. Das über allem stehende Prinzip ist „handlungsorientierter Unterricht“. Das heißt, die Auszubildenden werden in verschiedenen Lernkontexten dazu angeleitet, die Modulinhalte in Praxisübungen selbst anzuwenden und damit zu vertiefen. Das Einrichten funktionaler Netzwerke üben sie zum Beispiel in einem virtuellen Simulationsprogramm am eigenen PC. Oder – um ein anderes Beispiel zu nennen − wir setzen eine Virtualisierungssoftware ein und unterweisen die Auszubildenden darin, wie sie selbst virtuelle Netzwerke erstellen und warten können. Als regelmäßiges Unterrichtselement werden wir außerdem digitale Lernquizze zur spielerischen Wissenssicherung einsetzen.

Langfristig ist geplant, die Unterrichtsinhalte, Leittexte und Praxisübungen auf einer virtuellen Lernplattform zur Verfügung zu stellen. Auf diese Weise könnte das Modul an individuelle, räumliche und zeitliche Bedarfe der Auszubildenden angepasst und entsprechend bearbeitet werden.

Darüber hinaus möchten wir zum Beispiel die Themen „Wartung und Pflege“ mit Hilfe von Augmented Reality umsetzen. Zurzeit suchen wir noch ein System, das auch sinnvoll in den Firmen widergespiegelt werden kann. Es muss also für kleinere Betriebe bezahlbar sein, damit sie das Ganze auch selbst einsetzen und fortführen können. Nur so kann AR aus meiner Sicht für die Auszubildenden und die Betriebe einen Mehrwert bringen.

Da AR auch mit dem Tablet oder PC funktioniert, können wir schließlich auch wieder eine Verknüpfung zur Lernplattform herstellen und dort zum Beispiel geeignete Inhalte zum Download anbieten.

Sonderprogramm ÜBS-Digitalisierung: Vielen Dank für das Gespräch!