Mit Perfektion zum „guten“ Ton
Ausbildung für Klavier- und Cembalobauer/-innen modernisiert
26/2017 | Bonn, 18.07.2017
Es ist ein Beruf für Perfektionisten. Schon kleinste Abweichungen bei der Holzbearbeitung können den Ton eines Klaviers oder eines Cembalos verfälschen. Neue Ausbildungsinhalte, die unter anderem verstärkt auf eine selbstständige Tätigkeit vorbereiten sollen, sind der Grund für die Modernisierung des Traditionsberufes. Gemeinsam mit den Sozialpartnern und Sachverständigen aus der betrieblichen Praxis hat das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) jetzt im Auftrag der Bundesregierung die Berufsausbildung für Klavier- und Cembalobauer/-innen auf den neuesten Stand gebracht. Die Neuregelung tritt am 1. August in Kraft.
Neben dem handwerklichen Instrumentenbau legt die Ausbildung viel Wert auf die Vermittlung von Kompetenzen zum Reparieren von Instrumenten und Kalkulieren von Reparaturarbeiten. Auch das eigenständige Führen von Kundengesprächen und die Kundenberatung sind wesentliche Ausbildungsinhalte. Ein neuer Berufsinhalt in der modernisierten Verordnung ist die Förderung von unternehmerischem Denken und Handeln. Hierbei sollen die Perspektiven, Voraussetzungen, Rahmenbedingungen, Chancen und Risiken von Selbstständigkeit vermittelt werden.
Beim Bau von Tasteninstrumenten verbinden sich seit jeher Wissen im Umgang mit der Natur, traditionelles Handwerk und innovative Technik. Klavier- und Cembalobauer/-innen müssen ein extrem gutes Gehör, viel Fingerspitzengefühl und großes handwerkliches Geschick aufweisen. Sie sollten selbst Klavier oder Cembalo spielen können, um die Klangqualität des fertigen Instruments prüfen und stimmen zu können. Konzertflügel, Klaviere und Cembali bestehen aus rund 10.000 einzelnen Elementen aus Holz, Stahl, Messing und Leder. Die für den Bau verwendeten Hölzer trocknen zwei Jahre in einem speziellen Lagerraum, und es dauert bis zu einem Jahr, einen Flügel fertigzustellen.
Die dreieinhalbjährige Ausbildung endet mit einer Gesellenprüfung vor der Handwerkskammer oder einer Abschlussprüfung vor der Industrie- und Handelskammer. Klavier- und Cembalobauer/-innen arbeiten hauptsächlich in handwerklichen und industriellen Klavierbaubetrieben, aber auch in Museen mit Restaurierungsabteilungen für Musikinstrumente oder als Klavierstimmer. Die Ausbildung eröffnet auch berufliche Aufstiegs- und Karrieremöglichkeiten, zum Beispiel zum/zur Klavier- und Cembalobauermeister/-in.
Mit der Modernisierung der Ausbildungsordnung wird die über 35 Jahre alte Vorgängerregelung abgelöst. Parallel wurde auch der darauf abgestimmte Rahmenlehrplan für die Berufsschule von der Kultusministerkonferenz (KMK) überarbeitet.
Ansprechpartnerin:
Margareta Pfeifer
Weitere Informationen unter www.bibb.de/neue-berufe
Bei Abdruck Belegexemplar erbeten.