Das Prüfungswesen ist in Bewegung. Die Neuerungen durch die BBiG-Novelle im Jahr 2020 und die digitale Transformation sind hier zwei zentrale Treiber. Zudem gilt es, Prüfungsanforderungen und -aufgaben kontinuierlich an sich wandelnde Berufsbilder anzupassen.
Der Modernisierungsdruck auf das Prüfungswesen ist groß. Gleichzeitig beruht es in weiten Teilen auf ehrenamtlichem Engagement, das es zu unterstützen und zu stärken gilt. Vor diesem Hintergrund geht die BWP-Ausgabe der Frage nach, welche Anforderungen sich an ein modernes, qualitativ hochwertiges, rechtssicheres und praktikables Prüfungswesen stellen.
Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit! Eine Weisheit, die deutlich macht, dass eine stetige Wandlungsbereitschaft und -fähigkeit notwendig ist, um mit neuen bzw. veränderten Anforderungen des Wirtschafts- und Arbeitslebens Schritt zu halten. Grundsätzlich gilt dies auch für das Prüfungswesen. Im Beitrag wird aufgezeigt, welche Veränderungen auf der gesetzlichen und untergesetzlichen Ebene, im Bereich der Ordnungsmittel sowie in der konkreten Umsetzungspraxis in den letzten fünf Jahren angestoßen oder vollzogen wurden, um den Herausforderungen im Prüfungswesen zu begegnen.
Sozialpartnerschaft ist ein zentrales Prinzip der Berufsbildung – so auch in Prüfungen. Trotz unterschiedlicher Perspektiven im Einzelnen stehen beide Seiten vor denselben Herausforderungen, die es gemeinsam zu lösen gilt. Mit dem Berufsbildungsmodernisierungsgesetz (BBiMoG) wurden Änderungen vorgenommen, die das Prüferehrenamt entlasten und gleichzeitig seine Attraktivität stärken sollen. Zudem birgt die Digitalisierung Potenziale zur Modernisierung von Prüfungen. Wie sich dies aktuell in der Prüfungspraxis widerspiegelt und wo weiterer Entwicklungs- und Handlungsbedarf besteht, erläutern Franziska Hamann-Wachtel, ver.di, und Andrea Sitzmann, HWK für Unterfranken.
Der Beitrag zeigt Möglichkeiten einer digitalen Workbench zum Erstellen kaufmännischer Prüfungsaufgaben auf. Das Kernelement der Workbench ist eine umfangreiche Datenbank, die empirisch geprüfte Aufgaben und Gesamtprüfungen enthält und als Grundlage für die Konstruktion neuer kompetenzorientierter Aufgaben dient. Im Fokus des Beitrags stehen dabei zwei zentrale Herausforderungen: Prüfungsaufgaben authentisch zu erstellen und den Schwierigkeitsgrad der Aufgaben zu bestimmen. Hierzu wird erläutert, wie die Workbench dazu beiträgt, diese Herausforderungen erfolgreich handhaben zu können.
Innovationen in der beruflichen Bildung, die im Rahmen der Digitalisierung in Schule und Betrieb erfolgen, drohen letztendlich zu scheitern, wenn sie nicht auch im Prüfungssystem abgebildet werden. In diesem Sinne befasst sich der Beitrag mit der Konzeption eines prozess- und stakeholderorientierten Prüfungsmodells für die berufliche Bildung zur Organisation und Durchführung von Prüfungen sowohl für Zwischen- und Abschlussprüfungen (Prüfungen auf zentraler Ebene) als auch für betriebliche und schulische Lernerfolgskontrollen (dezentrale Ebene). Die Potenziale digitaler kaufmännischer Zwischen- und Abschlussprüfungen mit der LUCA Office Simulation werden anhand eines Umsetzungsbeispiels skizziert. Im Ausblick wird reflektiert, welche Aspekte die Potenziale des digitalen Prüfens in der beruflichen Bildung aktuell noch einschränken.
Eignen sich digitale Aufgaben für eine Messung handwerklicher Kompetenzen im Rahmen der praktischen Gesellenprüfung für Kfz-Mechatroniker/-innen? Und sind sie ökologisch valide; d. h. sind die so erzielten Ergebnisse aussagekräftig in Bezug auf lebensweltliche berufspraktische Kontexte? Zur Beantwortung entsprechender validitätsbezogener Forschungsfragen werden Ergebnisse aus drei unterschiedlichen Datenerhebungen untersucht und diskutiert, die im Rahmen des ASCOT+-Projekts DigiDIn-Kfz erhoben wurden. Die Befunde geben ein gemischtes Bild, das sowohl Chancen als auch Grenzen des eingesetzten digitalen Aufgabenformats aufzeigt.
Mit der Novellierung des Berufsbildungsgesetzes 2020 können neben Prüfungsausschüssen nun auch Prüferdelegationen Prüfungsleistungen abnehmen und abschließend bewerten. Das BIBB evaluiert bis Ende 2025 die neu eingeführte Regelung zusammen mit einem Prüfauftrag des Bundesrats zur Zweiprüfendenregelung in ausgewählten Aus- und Fortbildungsberufen. Im Beitrag werden die untersuchten Regelungen erläutert und das Evaluationsdesign skizziert.
Ein Ziel der Novellierung des Berufsbildungsgesetzes war die Stärkung der Durchlässigkeit in der dualen Berufsausbildung. Dafür spielt die Anrechnung von Ausbildungszeiten oder zuvor erbrachten Prüfungsleistungen eine wichtige Rolle. Auszubildende, die ihre Abschlussprüfung in einer drei- bzw. dreieinhalbjährigen gestuften Berufsausbildung nicht bestanden haben, können beantragen, dass ihnen der Berufsabschluss im zweijährigen Ausbildungsberuf anerkannt wird. Der Beitrag beschreibt am Beispiel Koch/Köchin und Fachkraft Küche, wie diese neuen Regelungen erstmals in den 2022 neu geordneten Hotel-, Gastronomie- und Küchenberufen umgesetzt wurden.
Digitale Prüfungen werden derzeit in vielen Bildungsbereichen intensiv diskutiert, so auch in der IHK-Organisation. Es besteht Einigkeit darin, dass die Digitalisierung große Chancen für das Prüfungswesen bietet – und in einigen Fällen sogar unvermeidlich ist. Bei der schrittweisen Planung und Umsetzung ist es jedoch erforderlich, stets abzuwägen, was technisch machbar, aber auch sinnvoll für die Weiterentwicklung der Prüfungen ist.
Der Diskussionsvorschlag der IG Metall zur Weiterentwicklung der Abschlussprüfung in der dualen Berufsausbildung hin zu einer Dualen Kompetenzprüfung stellt den Auftakt zu einer Debatte um moderne Kompetenzfeststellung in der Ausbildung dar. Einhergehend mit dem Einfluss zunehmender Digitalisierung betrieblicher Prozesse ergeben sich Ansatzpunkte, wie die Prüfung im Sinne einer Kompetenzfeststellung mit der digitalen betrieblichen Realität Schritt halten kann. Im Beitrag werden hierzu erste Überlegungen vorgestellt.
Abschlussprüfungen sollen aufzeigen, ob Lernende am Ende einer beruflichen Grundbildung die erforderlichen Handlungskompetenzen für ihren Beruf erworben haben. In der Schweiz bilden Abschlussprüfungen somit einen wichtigen Teil des Qualifikationsverfahrens in der beruflichen Grundbildung. Der Beitrag zeigt exemplarisch auf, wie Abschlussprüfungen handlungskompetenzorientiert konzipiert werden und welche Herausforderungen sich dabei für die Prüfungsautorinnen und -autoren ergeben.
Seit der Veröffentlichung im November 2022 erfreut sich der Einsatz von ChatGPT wachsender Beliebtheit. KI-gestützte Sprachgeneratoren werden auch Beruf und Bildung beeinflussen, so der allgemeine Tenor. Die (Fach-) Öffentlichkeit diskutiert über ihren gewollten oder missbräuchlichen Einsatz in Prüfungen primär im allgemeinschulischen und universitären Bereich. Doch wie sieht es mit Prüfungen in der beruflichen Bildung aus? Im Beitrag werden Berührungspunkte der Software mit den Prüfungsinstrumenten der Berufsbildung analysiert und denkbare zukünftige Entwicklungen diskutiert.
Im Projekt KoprA wird zusammen mit kooperierenden Pflegeschulen auf der Grundlage eines zuvor identifizierten Kompetenzmodells ein Konzept für eine kompetenzorientierte praktische Prüfung mit integrierten digitalen Anteilen für die Pflegeausbildung erarbeitet. Die praktische Umsetzung der auf dieser Basis entwickelten Prüfungsszenarien soll als Probeprüfung vor Ort mit anschließender Evaluation erfolgen. Der Beitrag skizziert das Vorgehen im Projekt und gibt einen Ausblick auf zu erwartende Ergebnisse.
Zur Feststellung der beruflichen Handlungsfähigkeit sind in den Ausbildungsordnungen Prüfungsanforderungen festgelegt. Sie können in bis zu fünf Prüfungsbereiche untergliedert sein, für die sowohl die nachzuweisenden Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten als auch die Prüfungsinstrumente und Prüfungszeiten vorgegeben sind. Für jeden Prüfungsbereich wird mindestens ein Prüfungsinstrument vorgeschrieben. Das Poster stellt diese Prüfungsinstrumente vor.
Das BMBF-geförderte Modellvorhaben „VerOnika“ zielt auf die Erprobung verzahnter Orientierungsangebote. Diese sollen den Teilnehmenden gleichwertig Einblicke in ein Hochschulstudium sowie in eine berufliche Ausbildung bieten, um so eine erfahrungsbasierte Bildungsentscheidung zu ermöglichen. Der Beitrag stellt Befunde der wissenschaftlichen Begleitung dieses Modellvorhabens vor. Diese resultieren aus qualitativen und quantitativen Start- und Abschlussbefragungen der Programmteilnehmenden und spiegeln insbesondere deren Perspektive auf die verzahnten Orientierungsprogramme wider.
Ein deutsch-thailändisches Projekt der Berufsbildungszusammenarbeit entwickelte über drei Jahre hinweg ein Konzept zur beruflichen Bildung in Thailands Galvanikindustrie. Die besondere Projektkonstellation und regelmäßige Evaluationsaktivitäten stellten dabei sicher, dass auch die Projektpartner selbst nicht auslernten. Der Beitrag beschreibt, wie Evaluationsaktivitäten zur Projektsteuerung beitragen und bilanziert abschließend erfolgreiche Strategien.
Zum 1. August 2023 ist die modernisierte Verordnung des Ausbildungsberufs Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker/-in in Kraft getreten. Ergänzt wurde die neue Fachrichtung Caravan- und Reisemobiltechnik. Zudem wurden Inhalte mehrerer Sachkundenachweise in den Ausbildungsrahmenplan integriert. Vor dem Hintergrund der wachsenden Bedeutung der E-Mobilität gibt es künftig die neue Zusatzqualifikation „Arbeiten unter Spannung an Hochvoltsystemen in Fahrzeugen“.
Die von der Politik ausgerufene Wärmewende gibt einem Beruf Aufwind, dessen Ruf bei jungen Leuten lange Zeit „im Keller“ war. Der Umgang mit vielfältigen modernen Technologien macht den Ausbildungsberuf Anlagenmechaniker/- in für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik immer attraktiver und fördert seinen Imagewandel. Der Beitrag beschreibt die hochmodernen, energieeffizienten Systeme der technischen Gebäudeausrüstung und geht auf die Entwicklung der Auszubildendenzahlen ein.
Die Sommersitzung des Hautpausschusses fand unter Leitung von Nico Schönefeldt, Beauftragter der Arbeitgeber, statt. Im Schwerpunkt wurde das Thema "Berufsorientierung und Übergänge" beraten. Überdies verabschiedete der Hauptausschuss Empfehlungen zur "Erstellung schriftlich zu bearbeitender, gebundener Prüfungsaufgaben", zum planmäßigen "Mobilen Ausbilden und Lernen" sowie zur Aktualisierung des AEVO-Rahmenplans.