Schwächelt das duale Modell angesichts rückläufiger Ausbildungszahlen und einer zunehmenden Konkurrenz durch akademische Bildungsgänge? Ausgehend von Kernelementen des dualen Systems werden Entwicklungsperspektiven für die Berufsbildung aufgezeigt, um die zentrale Säule der Fachkräftequalifizierung in Deutschland zukunftsfest zu machen.
Zwischen dem Abschluss der Sekundarstufe I der allgemeinbildenden Schule und dem Eintritt ins Erwerbsleben bieten sich Jugendlichen je nach Qualifikation und Interesse verschiedene (Aus-)Bildungsmöglichkeiten. Wie sich die Jugendlichen auf diese unterschiedlichen Bildungsstationen verteilen und welche Veränderungen sich in den vergangenen zwölf Jahren ergeben haben, zeigen die Daten der integrierten Ausbildungsberichterstattung (iABE).
Vor welchen Herausforderungen steht die Berufsbildung und welcher bildungspolitische Handlungsbedarf ergibt sich daraus? Zu fünf Themen – Attraktivität der dualen Ausbildung, Passungsproblemen am Ausbildungsmarkt, Integration geflüchteter Menschen, Qualifizierung in der digitalen Wirtschaft und Berufsschulen als dualer Partner – hat die BWP-Redaktion Mitglieder des Ausschusses »Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung« der im Bundestag vertretenen Parteien um Statements gebeten. Sie bieten einen Überblick über unterschiedliche Schwerpunktsetzungen in den parteipolitischen Positionen und Programmen.
Berufsbildung im deutschsprachigen Raum orientiert sich traditionell am Konzept des Ausbildungsberufs. Ausprägung und Anforderungen an dieses Konzept haben sich in der Vergangenheit immer wieder gewandelt. Der Beitrag gibt einen Überblick über diese Entwicklung und beschreibt aktuelle Handlungsfelder für eine zukunftsweisende Ausgestaltung des Ausbildungsberufs als Startpunkt für eine flexible Erwerbsbiografie.
Hartmut Sturm; Alena Billon; Alexander Busenbender
Arbeit und Beruf sind von zentraler Bedeutung für die gesellschaftliche Integration und Teilhabe junger Menschen. Umso wichtiger ist ein reibungsloser Übergang von der Schule in eine Berufsausbildung oder ein Studium. Mit dem Anspruch, niemanden auf dem Weg in Ausbildung, Arbeit und Beruf zu verlieren, wurde in Hamburg bereits 2012, ein Jahr bevor dieser Grundgedanke in den Koalitionsvertrag der Bundesregierung einging, die Jugendberufsagentur (JBA) geschaffen. Der Beitrag verdeutlicht, dass es nicht nur um eine Bündelung von Leistungen unterschiedlicher Rechtskreise geht, sondern neben politischem Willen auch konzeptionelle Reformen und ein pädagogisches Konzept erforderlich sind, um die Zukunftsaufgabe am Übergang Schule–Beruf zu lösen. Skizziert werden der zugrundeliegende Ansatz des Hamburger One-Stop-Shop-Konzepts und erste Umsetzungsergebnisse.
Im August 2016 ist in Österreich das Gesetz über die Ausbildungspflicht bis 18 (Ausbildungspflichtgesetz) in Kraft getreten. Es ist zentraler Bestandteil des innovativen Programms »AusBildung bis 18«, das mit umfangreichen Reformvorhaben im Bereich der Prävention, Intervention und Kompensation den Abschluss einer Erstausbildung für möglichst alle Jugendlichen in Österreich sicherstellen soll. Der Beitrag geht einleitend auf die Hintergründe ein, die zu den Reformmaßnahmen geführt haben, und beschreibt diese in ihrer Zielsetzung und Umsetzung und die damit verbundenen Erwartungen.
Zielsetzung des rheinland-pfälzischen Modellversuchs ist es, die duale Berufsausbildung in der Fläche zu sichern und Berufsschulen in diesem Sinne weiterzuentwickeln. Ausgehend von der bestehenden Problemlage werden die Handlungsfelder des Modellversuchs skizziert. Kern ist dabei das Handlungsfeld 3, in dem neun Schulen Wege zur Weiterentwicklung erproben. Erste Ansätze werden am Beispiel einer berufsbildenden Schule erläutert. Abschließend werden Herausforderungen skizziert, die es für einen Transfer auf alle Berufsschulen des Landes zu berücksichtigen gilt.
Die höhere Berufsbildung hat in der Schweiz eine große Bedeutung, die im internationalen Vergleich einzigartig ist. Sie ist arbeitsmarktnah und wird rege nachgefragt. Ihre Positionierung auf Tertiär-B-Stufe illustriert das starke politische Bekenntnis zur höheren Berufsbildung in der Schweiz. Der Beitrag benennt mögliche Gründe für diese Erfolgsgeschichte und diskutiert die Frage, welche Impulse sich daraus für die Aufstiegsfortbildung in Deutschland ergeben können.
Das europäische Erasmus+-Projekt »Apprenticeship Toolbox« widmete sich der Darstellung dualer Ausbildungssysteme in Europa. Im Rahmen dieses Projekts wurde deutlich, dass diese Systeme mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert sind. Herausforderungen und Reformansätze, wie sie in Österreich und Dänemark entwickelt wurden, werden im Beitrag vorgestellt.
Jährlich wird ein Anteil von bis zu 25 Prozent an neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen vorzeitig gelöst. Damit beendet jedoch nur ein kleiner Teil der Jugendlichen endgültig die berufliche Qualifizierungsphase. Ein größerer Teil strebt stattdessen erneut einen allgemeinbildenden oder berufsqualifizierenden Abschluss an. Doch welcher Werdegang wird dabei am häufigsten eingeschlagen und wie wird dieser durch personenbezogene Merkmale determiniert? Diesen Fragestellungen wird mithilfe des Längsschnittdatensatzes des National Education Panel Survey (NEPS) im folgenden Beitrag nachgegangen.
Eine außerbetriebliche Ausbildung ist Chance und Risiko zugleich. Sie ist insofern als Chance zu sehen, als ein berufsqualifizierender Abschluss erreicht werden kann. Gleichzeitig birgt eine besondere Ausbildungsform Risiken, weil damit Marginalisierungstendenzen einhergehen und die Gefahr wächst, nach der Ausbildung nicht erfolgreich in eine Erwerbstätigkeit einzumünden. Daher ist es von Interesse zu erfahren, wie junge Erwachsene selbst ihre Berufsausbildung in einer außerbetrieblichen Einrichtung (BaE) erleben. Der Beitrag stellt hierzu ausgewählte Ergebnisse einer explorativen Befragung vor. Dabei wird insbesondere die BaE im Kontext weiterer Bildungsziele und -perspektiven untersucht.
Digitale Übersetzungstools, neue Medien sowie eine zunehmende Bedeutung von Projektarbeit haben in den letzten Jahren die Tätigkeit von Übersetzerinnen und Übersetzern verändert. Der Beitrag beschreibt, welche neuen Anforderungen sich für ihr Kompetenzprofil im Kontext digitaler Veränderungen ergeben und wie die Ausgestaltung von neuen Qualifikationsinhalten und Prüfungsformen im Rahmen der modernisierten Fortbildung umgesetzt wurde.
Der Berufsbildungsbericht 2017 der Bundesregierung, der Evaluationsbericht des Wissenschaftsrats zum BIBB sowie die Integration geflüchteter Menschen waren zentrale Themen im Hauptausschuss. In der Sitzung unter Vorsitz von Herrn Dr. Metternich, Beauftragter der Arbeitgeber, standen darüber hinaus Ausbildungsregelungen für Menschen mit Behinderung (§66 BBiG/§42m HwO) und ReZA-Qualifikation für das Ausbildungspersonal im Fokus der Diskussion.