Verbindliche Regelungen zur Validierung nicht-formal und informell erworbener Kompetenzen sind zentraler Bestandteil eines durchlässigen Bildungssystems. Wenngleich politisch gefordert, erfolgt die Umsetzung jedoch zögerlich. Angesichts der EU-Ratsempfehlung, bis spätestens 2018 entsprechende Regelungen eingeführt zu haben, bilanziert die BWP-Ausgabe den aktuellen Entwicklungsstand, stellt Ansätze vor und blickt dabei auch in die europäischen Nachbarstaaten.
Die Prüfung der Gleichwertigkeit einer im Ausland erworbenen Qualifikation zu einem deutschen Referenzberuf erfolgt üblicherweise anhand von Dokumenten. Liegen diese nicht (in aussagefähiger Form) vor, hat der Gesetzgeber für solche Fälle Vorkehrungen getroffen: Auf der sogenannten Qualifikationsanalyse ruhen große Hoffnungen. Doch kann das Instrument diese Erwartungen erfüllen? Anhand der aktuell veröffentlichten amtlichen Statistik zum Anerkennungsgesetz wird dargestellt, wie sich die Anwendung in den ersten fünf Jahren entwickelt hat.
Die Validierung nicht formalen und informellen Lernens ist ein wichtiges politisches Steuerungsinstrument, das die Durchlässigkeit der Bildungssysteme und ihre Anpassung an den Wandel der Qualifikationsnachfrage fördert. Durch die Anerkennung von nicht formal oder informell erworbenen Kompetenzen wird insbesondere von sozialer Ausgrenzung bedrohten Gruppen ein Einstieg in das formale Bildungssystem bzw. ein Zugang zu qualifizierten Tätigkeiten auf dem Arbeitsmarkt ermöglicht. Das Europäische Verzeichnis liefert einen Überblick über den Stand der Validierung in den europäischen Ländern. Im Beitrag werden ausgewählte Ergebnisse vorgestellt.
Mit der Ratsempfehlung vom 20. Dezember 2012 haben sich die EU-Mitgliedstaaten das Ziel gesetzt, bis 2018 nationale Systeme für die Validierung nicht formalen und informellen Lernens einzuführen. Kompetenzen, die am Arbeitsplatz, zu Hause, in der Freizeit oder im Ehrenamt erworben wurden, sollen durch Validierungsverfahren sichtbar und im Bildungssystem und auf dem Arbeitsmarkt verwertbar gemacht werden. Die Einführung eines solchen Systems steht in Deutschland noch aus. In einem BIBB-Forschungsprojekt wurden mögliche Szenarien zur Anerkennung von Kompetenzen entwickelt und von Expertinnen und Experten bewertet. Der Beitrag stellt erste Ergebnisse zu den Szenarien und zu zentralen Aspekten von Validierungsverfahren vor.
Zur Einführung von Validierungsstrukturen im deutschen Berufsbildungssystem haben die Dachverbände der Kammern mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ein Projekt initiiert, das sich unter dem Kurztitel »ValiKom« aktuell in der Erprobungsphase befindet. Im Beitrag werden Hintergründe und Ziel des Projekts beschrieben. Zudem wird das Verfahren in seinen Grundprinzipien erläutert und im Bildungs- und Beschäftigungssystem sowie gegenüber bestehenden Verfahren zur Kompetenzfeststellung und -bewertung verortet. Aus der Erprobung des Verfahrens werden abschließend erste Eindrücke geschildert.
Für die Verwertbarkeit von Qualifikationen und Kompetenzen auf dem deutschen Arbeitsmarkt sind formale Nachweise über Bildungs- und Berufsabschlüsse entscheidend. Für Personen, die ihren Abschluss im Ausland erworben haben, ist daher von Bedeutung, dass ihre formalen Qualifikationen auch als solche anerkannt werden. So können ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt und damit auch ihre persönliche berufliche Situation verbessert werden. Als gesetzlicher Rahmen dient hierfür seit April 2012 das Anerkennungsgesetz des Bundes. Damit hat jeder Mensch mit einem ausländischen Abschluss das Recht auf ein Anerkennungsverfahren. Der Beitrag behandelt die Frage, inwiefern die Anerkennung eines ausländischen Berufsabschlusses im nicht reglementierten Bereich die Chancen für Erwerbspersonen auf dem deutschen Arbeitsmarkt tatsächlich verbessert, und zeigt Grenzen auf. Grundlage sind dabei die Ergebnisse der Evaluation des Anerkennungsgesetzes.
Im Rahmen von zwei BMBF-geförderten Projekten – Prototyping Transfer und ValiKom – erproben 14 Kammern derzeit bundesweit Verfahren zur Validierung beruflicher Kompetenzen. An der Erprobung von sogenannten Qualifikationsanalysen im Projekt Prototyping Transfer beteiligen sich u. a. die Handwerkskammer Hamburg und die Industrie- und Handelskammer München. Letztere bringt ihre Expertise zudem bei der Erprobung von Verfahren im Projekt ValiKom ein. Mit der Etablierung von Validierungsverfahren sind zahlreiche Herausforderungen verbunden: Wie diese gemeistert werden, berichten Johanna Reutter und Bernd Engelmann in diesem Interview.
Angesichts der EU-Ratsempfehlung, bis 2018 verbindliche Regelungen zur Validierung nicht formal und informell erworbener Kompetenzen in den EU-Mitgliedstaaten einzuführen, wird das Thema aktuell auf europäischer und nationaler Ebene intensiv diskutiert. Verbunden ist damit häufig die Hoffnung, viele bisherige Probleme des (Berufs-)Bildungswesens einer rationalen und ressourcenschonenden Lösung zuzuführen. Das mag in dem einen oder anderen Fall stimmen, jedoch treten bei der Umsetzung konzeptionelle Fragestellungen zutage, die auch das formale Bildungswesen herausfordern. Insofern scheint ein Blick auf realistische Potenziale angezeigt, und der Beitrag versucht, aus österreichischer Sicht eine erste Bilanz zu ziehen.
Die Frage nach Anerkennung von informell und nicht formal erworbenen Kompetenzen gewinnt vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels zunehmend an Bedeutung. Dabei geht es nicht nur um Fragen des innerbetrieblichen Aufstiegs, sondern auch um eine Anerkennung von Lernleistungen über die betriebliche Ebene hinaus. Im Beitrag werden zwei Projektansätze aus dem Förderprogramm »InnovatWB« vorgestellt, die neue Wege ausloten, wie im Prozess der Arbeit oder in Weiterbildungsveranstaltungen erworbene Kompetenzen in einen Fortbildungsabschluss auf Spezialistenniveau (DQR- Niveau 5) münden können.
Lukas Brandl, geboren 1993, hat im Januar 2017 seine Ausbildung als Elektroniker für Automatisierungstechnik bei der Evonik Technology & Infrastructure GmbH am Standort Marl abgeschlossen. Im Juli beendete er sein duales Studium »Industrielles Servicemanagement« an der FH Dortmund. Die Zeit zwischen Ausbildungsabschluss und Beginn der Bachelor-Arbeit nutzte er für einen zweimonatigen Auslandsaufenthalt am Evonik Standort in Mobile, Alabama.
Um Personalmanagement und längerfristige Unternehmensziele effizienter miteinander zu verbinden, setzen viele Betriebe auf ein strategisches Kompetenzmanagement. Der Beitrag untersucht anhand des Konzepts des psychologischen Vertrags die damit verbundenen gegenseitigen Erwartungen zwischen Arbeitgebern und Beschäftigten und beleuchtet die Bedeutung der Anerkennung von Kompetenzen in diesem Kontext. Grundlage für die Analyse sind Betriebsfallstudien, die im BIBB-Forschungsprojekt »Betriebliche Ansätze der Kompetenzfeststellung und Anerkennung informell erworbener Kompetenzen« (BAKA) durchgeführt wurden.
Ehrenamtlich Tätige eignen sich durch ihr Engagement Wissen und Können an, was jedoch bislang wenig systematisch dokumentiert werden konnte. Somit bleiben auch für Arbeitgeber diese Potenziale weitgehend unsichtbar. Im Rahmen des EU-Projekts DesTeVa wurde ein Online-Tool entwickelt, das es ehrenamtlich Tätigen ermöglicht, ihre informell erworbenen Kompetenzen systematisch zu beschreiben und zu dokumentieren. Im Beitrag werden Konzeption und Anwendung des Tools und Verwertungsmöglichkeiten vorgestellt.
Sowohl bei (un-)selbstständig Beschäftigten als auch bei Unternehmen stellen sich Fragen der Anerkennung von im Ausland erworbenen Qualifikationen: Nach wie vor sind etwa 25 Prozent der Migrantinnen und Migranten in Österreich unter ihrem Ausbildungsniveau beruflich tätig. Zugleich steigt derzeit durch die verbesserte wirtschaftliche Konjunktur der Fachkräftebedarf. Vor diesem Hintergrund möchte das Projekt »Anerkannt!« zu einer gelingenden Anerkennungskultur in Zeiten anhaltender Migrations- und Fluchtbewegungen beitragen. Ziele und Vorgehen werden im Beitrag vorgestellt.
Kanada ist eines der beliebtesten Einwanderungsländer weltweit und verfügt über umfassende Erfahrungen hinsichtlich der Bewertung und Anerkennung von ausländischen Qualifikationen und Fähigkeiten. Das Projekt, in dessen Kontext dieser Beitrag steht, versucht mittels quantitativer Analysen und Unternehmensfallstudien Ansätze und Methoden zu identifizieren, die von Arbeitgebern genutzt werden, um ausländische Qualifikationen zu bewerten und anzuerkennen. In diesem Beitrag liegt der Fokus auf den quantitativen Analysen der kanadischen PIAAC-Daten, wobei Regressionsmodelle genutzt werden, um zu prüfen, wie ausländische Qualifikationen und Berufserfahrungen auf dem kanadischen Arbeitsmarkt bewertet und entlohnt werden. Dabei werden die Einflussfaktoren auf das individuelle Einkommen der Beschäftigten differenziert analysiert.
Das Thema OER ist im Kontext der UNESCO oder der Europäischen Kommission schon seit mehreren Jahren auf der Agenda. Im September 2017 fand der zweite UNESCO-Weltkongress zu OER in Ljubljana statt. Auch in Deutschland hat die Diskussion um offene Bildungsmaterialien deutlich an Fahrt aufgenommen. Im Vergleich zu anderen Bildungsbereichen steht die berufliche Bildung jedoch noch am Anfang der Entwicklung. Der Artikel skizziert Chancen und Herausforderungen, die mit dem Thema OER verbunden sind, und verdeutlicht diese anhand zweier Praxisbeispiele aus der beruflichen Bildung.
Mit dem Nachweis der Sachkunde verbessern sich für Fachkräfte ebenso wie für Betriebe Passgenauigkeit und Attraktivität von Aus- und Fortbildungsabschlüssen. Ausgehend von einer Annäherung an den Begriff »Sachkunde« wird im Beitrag beschrieben, wie Sachkundenachweise im Bereich Tierschutz in den Ausbildungsberufen Biologielaborant/-in und Fleischer/-in integriert wurden. Abschließend wird ein kurzer Blick auf weitere Beispiele geworfen.