Weltweit entscheiden sich nur wenige Jugendliche für eine Berufsausbildung. Bevorzugt werden akademische Bildungsgänge oder Trainings on the job. Welche Rolle kann Bildungs- und Berufsberatung (Guidance) dabei spielen, Individuen die Chancen und Perspektiven einer beruflichen Aus- oder Weiterbildung näherzubringen und den Weg dahin zu ebnen? Diese BWP-Ausgabe stellt Konzepte und Strategien der Bildungs- und Berufsberatung weltweit vor und verdeutlicht das Lernpotenzial, das der internationale Austausch in diesem Feld bietet.
Der Beitrag geht der Frage nach, inwieweit Berufe auch ohne abgeschlossene Ausbildung oder mit einem fachfremden Abschluss ausgeübt werden. Eine entsprechende Öffnung von Berufen kann eine Chance für verschiedene Bevölkerungsgruppen darstellen, die sonst erschwerten Zugang zum Beschäftigungssystem haben. Jedoch wirft dies auch Fragen zur Qualität und Attraktivität von Berufen auf. Mögliche Folgen werden abschließend erörtert.
The level of expectations raised in EU policy papers on lifelong guidance is high when requiring that guidance should enable citizens to identify their capacities, competences and interests, to make educational, training and occupational decisions and to manage their individual life paths at any time in their lives. How can such an ambitious concept be implemented and embedded into the educational and employment system? Professor Tony Watts, dealing with career guidance for over 30 years and gaining insights on the worldwide development of guidance due to his work as international consultant, will give us answers to this question and related issues.
Obwohl Beratung (Career Guidance) eine äußerst wichtige und vielfältige Rolle für die Berufsbildung spielen kann und fallweise auch tut, ist das Verhältnis von Beratung und Berufsbildung bisweilen problematisch. Im Beitrag wird dieses Verhältnis aus internationaler Perspektive näher betrachtet. Dabei werden anhand von Entwicklungen, die sich in beiden Bereichen vollzogen haben, Potenziale der Beratung für das lebenslange Lernen aufgezeigt. Dies erfolgt entlang von drei Schnittstellen, zu denen Umsetzungsbeispiele aus verschiedenen Ländern skizziert werden. Abschließend wird reflektiert, welche Antriebsfaktoren hinter diesen Entwicklungen stehen und welche Implikationen damit für die Gestaltung der neu entdeckten Annäherung von Beratung und Berufsbildung im Blick zu behalten sind.
Berufsorientierung und -beratung gelten als entscheidende Dimensionen des lebenslangen Lernens. Sie leisten nicht nur einen wichtigen Beitrag zur Erhöhung der Effizienz und Wirksamkeit von Bildung, sondern auch zur Entwicklung berufsbiografischer Gestaltungskompetenz. In diesem Beitrag werden die Rahmenbedingungen von Berufsorientierung und -beratung im finnischen Bildungssystem von der Gesamtschule bis zum Lernen im Erwachsenenalter beschrieben. Dabei werden sowohl Stärken des finnischen Beratungssystems als auch notwendige Reformen angesichts künftiger Herausforderungen aufgezeigt.
Countries around the world are searching for solutions to their workforce development challenges. Innovation has led to the creation of varying methods of illustrating the world of careers to young people. One such program, Pathways2Possibilities (P2P), has begun the process of trying to understand exactly what impact their program has had on their participants. By utilizing survey studies to gain as much feedback as possible, P2P can show what immediate effect their program is having for students, while also highlighting areas of potential moving forward. The article will explore what the data has to offer.
Im Projekt "rent-a-stift" besuchen Auszubildende in Zweierteams Schulklassen und berichten dort aus erster Hand über ihre Erfahrungen in der Berufswelt. Das Projekt wurde 2003 initiiert und seitdem erfolgreich in vielen Schweizer Kantonen durchgeführt. Der Beitrag beschreibt die Durchführung und Erfahrungen mit dieser Form der Berufsorientierung aus Sicht des Berufsbildungsforums Zürcher Unterland Flughafen.
Vor dem Hintergrund der hohen Jugendarbeitslosigkeit in Südwesteuropa hat das Goethe-Institut 2012 die Initiative »Mit Deutsch in den Beruf« auf den Weg gebracht. Ziel der Initiative ist es, durch nationale Maßnahmen, die den Bedingungen und Bedürfnissen des jeweiligen Gastlandes Rechnung tragen, jungen Europäerinnen und Europäern Einblick in die Arbeitswelt zu ermöglichen und sie beim Übergang von der Schule zur Ausbildung zu unterstützen. Im Beitrag wird das Projekt Unternehmen Deutsch vorgestellt, das in diesem Sinne Lernpartnerschaften zwischen Schulen und Unternehmen initiiert.
Junge Menschen, die eine Ausbildung, ein Studium oder eine Erwerbsarbeit in einem anderen Land aufnehmen wollen, benötigen eine professionelle, qualitativ hochwertige Beratung. Im Beitrag wird eine Konzeption vorgestellt, die es Fachkräften in der Berufsberatung ermöglicht, eine methodisch kompetente, gut strukturierte und auf den jeweiligen persönlichen Bedarf ausgerichtete Beratung durchzuführen. Ein interaktives Lernportal bietet den Fachkräften darüber hinaus didaktische Unterstützung bei der Aneignung der Konzeption.
Nicht nur Sonne und Strand, sondern auch eine Arbeitslosenquote von unter fünf Prozent und ein kontinuierliches Wirtschaftswachstum machen Australien zu einem beliebten Einwanderungsland. Für Einwanderungswillige ist der Weg bis zur Arbeitsaufnahme jedoch oft lang und kompliziert. Sie müssen sich in einem komplexen System von Interessenbekundungen, Anträgen und Prüfungen zurechtfinden. Unterstützung bieten dabei sogenannte Migration Agents. Ihr Aufgaben- und Tätigkeitsfeld wird im Beitrag vorgestellt und vor dem Hintergrund bestehender Rahmenbedingungen reflektiert. Dabei wird auf Interviews zurückgegriffen, die im November 2014 im BIBB-Projekt MoVA durchgeführt wurden.
Der Beitrag geht der Frage nach, wie schwer erreichbare Zielgruppen, die sich häufig durch eine geringe berufliche Weiterbildungsbeteiligung auszeichnen, für Bildungs- und Beratungsangebote gewonnen werden können. Im Rahmen eines aktuell durchgeführten Projekts im Auftrag der Arbeiterkammer Niederösterreich wurden Erkenntnisse zu Barrieren und der Öffnung von Zugängen zusammengefasst. Ein besonderes Augenmerk richtet sich dabei auf die Unterstützung bzw. Umsetzbarkeit der Erkenntnisse durch betriebliche Akteure. Hierzu wurden im Projekt Gruppendiskussionen durchgeführt, deren Ergebnisse abschließend vorgestellt werden.
Im April 2016 hat die UNESCO ein Dokument verabschiedet, das die weltweit steigende Bedeutung der beruflichen Bildung unterstreicht und das einen wichtigen Meilenstein darstellt, die Qualität beruflicher Bildung zunehmend an den Bedarfen der Arbeitswelt auszurichten. Im Beitrag werden Hintergründe und Entstehungsprozess der Empfehlung skizziert und zentrale Inhalte auf ihre praktische Relevanz hin verortet.
In Afghanistan gibt es eine unregulierte informelle Lehrlingsausbildung, die auf traditionellen gesellschaftlichen Strukturen aufbaut. Selbstorganisation, Selbstfinanzierung und Subsidiarität liefern als Erhaltungsbedingungen betrieblicher Berufsausbildungen Leitideen für die Modernisierung dieser traditionellen Lehrlingsausbildung in Afghanistan. Der Beitrag beschreibt die aktuelle Situation und erläutert Chancen und Risiken beim Aufbau eines modernen Berufsbildungssystems.
Flexibilität und Mobilität gelten auf dem Arbeitsmarkt heutzutage als Grundvoraussetzungen für eine langfristig erfolgreiche Berufslaufbahn. Der Beitrag geht der Frage nach, ob Personen mit einer Berufsausbildung in der Schweiz diesbezüglich Nachteile haben gegenüber Personen mit Hochschulabschluss. Mit Daten des Schweizer Haushaltspanels wird im Beitrag untersucht, wie häufig Angehörige dieser Gruppen nicht mehr im erlernten Beruf arbeiten und inwiefern damit eine qualifikationsinadäquate Beschäftigung und Lohneinbußen einhergehen.
1996 erschien die erste digitale Literaturdokumentation zur beruflichen Bildung – damals als CD-ROM mit rund 25.000 Nachweisen. Mittlerweile finden Nutzer/-innen rund 60.000 Dokumente in dieser für die berufliche Bildung zentralen, internetbasierten Datenbank. Der Weg dorthin wird im Beitrag nachgezeichnet. Nach einem Blick auf die Anfänge vor 25 Jahren werden aktuelle Herausforderungen und geplante Weiterentwicklungen skizziert.
Die beiden zwei- und dreijährigen Ausbildungsberufe im Bereich Schutz und Sicherheit wurden durch das BIBB fünf Jahre nach ihrem Inkrafttreten evaluiert, da u.a. gegensätzliche Positionen der Sozialpartner aus dem Neuordnungsverfahren von 2008 als nicht aufhebbar schienen. Im Beitrag werden einige zentrale Ergebnisse der Untersuchung zusammengefasst.
In Deutschland wurden in den letzten Jahren verschiedene Ansätze erprobt, wie nicht formales und informelles Lernen besser anerkannt werden kann. Ein BIBB-Forschungsprojekt untersucht nun, mit welchen Realisierungschancen, Nutzenerwartungen und Risiken unterschiedliche Optionen der Gestaltung von Validierungsverfahren von relevanten Akteuren bewertet werden. Hintergründe und methodisches Vorgehen werden im Beitrag skizziert.